"Comes the morning and the headlights fade away,
Hundred thousand people, I'm the one they blame."
(The Living Daylights, a-ha)
Bond-Marathon #16: THE LIVING DAYLIGHTS (1987)
Mit dem Waliser Timothy Peter Dalton betrat ein Bonddarsteller die Bühne, der wie kein anderer vor und nach ihm den Fokus auf die literarische Ursprünge der Figur richtete. Dalton faszinierte der Charakter, der in den Büchern von Ian Fleming beschrieben ist, und von dem man sich in den Filmen inzwischen oft weit entfernt hatte. Er wollte Bond wieder mehr zu dieser Ernsthaftigkeit und Widersprüchlichkeit zurückführen, weg vom selbstironischen Superhelden.
THE LIVING DAYLIGHTS kulinarisch
Gleich am Ende der Vortitelsequenz bekommt James Bond Bollinger angeboten, von einer Dame auf dem Boot, auf dem er notlanden muss. Grund genug für Bond, seine Rückmeldung um eine Stunde zu verschieben.
Später bringt Bond einen Picknickkorb für den übergelaufenen General Koskov mit in das Bladen Safe-House des MI-6. Darin eine Flasche Bollinger R.D. 1975, Foie-gras und Kaviar, welchen Koskov als "Bauernfraß" bezeichnet. "Aber mit Champagner geht es." (siehe hier)
In Tanger bekommt Bond buchstäblich einen 'Dirty Martini' von Kara serviert, vergiftet mit Chloralhydrat. Zur Entschädigung hat Bond für sie beide dann Martinis nach Karas Konzert am Ende.
Im Vorfeld: Auf welche Elemente freue ich mich? Auf welche nicht?
Als James Bond in der ersten Hälfte des 1990er Jahre buchstäblich der Hauch des Todes ins Angesicht wehte, machte ich mir als frisch gebackener Fan Gedanken darüber, wie man dieses offenbar veraltete Franchise wiederbeleben könnte. Als ich dann anfing, mir VHS-Kassetten von Bondfilmen zu kaufen, die ich noch nicht gesehen hatte, war auch Der Hauch des Todes dabei. Beim Anschauen hatte ich ein a-ha-Erlebnis nach dem Anderen. Der Film hatte all das, was ich mir für einen Bondfilm dieser Zeit gewünscht hätte - und von dem ich angenommen hätte, dass es sehr gut beim Publikum ankommt. Doch offenbar sah es das Publikum 1987 nicht ganz so, und sieht es bis heute nicht.
Der Film hat insofern einen großen Nostalgie-Bonus, und auch viele Szenen und Ideen, die ich bis heute sehr gelungen finde. Allerdings hat er auch einige Schwächen, wie etwa das Fehlen eines charismatischen, sinistren Gegenspielers, die verhindern, dass der Top-5-Kandidat es ganz an die Spitze schafft.
Bewertungen:
Einführungssequenz / Vortitelsequenz: 15/15
Beachy Head, hier wurden Teile des Eröffnungsstunts realisiert, siehe hier |
Titelanimation: 10/15
Wirklich neue Elemente zeigt Maurice Binders Titel nicht, aber er ist insgesamt recht stimmig und passt zum Lied.
Allow me to intruduce myself...
Einführungsszene von Bond: 15/15
Die Fahrt auf den alamierten 007 nach dem Absturz seines Kollegen ist für mich die gelungenste Eröffnungsszene eines neuen Bonddarstellers überhaupt. Man merkt schon in dieser kurzen Szene das faszinierende Potential von Daltons Darstellung. Auch die Idee, dass die beiden Doppelnull-Agenten zuvor an die vorherigen Bonddarsteller Lazenby und Moore erinnern sollen, ist sehr kreativ.
Einführungsszene des Haupt-Bondgirls: 14/15
Die Szene ist direkt aus der titelgebenden Fleming-Kurzgeschichte übernommen, insofern ist der Vergleich mit Szenen, die sich Drehbuchautoren selbst ausdenken mussten, vielleicht etwas unfair. Das Sniper-Duell an der Berliner Sektorengrenze ist eins von Flemings besten Szenarien, und im Film auch sehr atmosphärisch umgesetzt. Bonds Erkennen der Cellistin als Scharfschützin und seine kurzfristige Entscheidung, sie nicht zu töten, etabliert Kara als ambivalenten Charakter und weckt Interesse auf ihre spätere Begegnung mit Bond.
Einführungsszene des Gegenspielers: 12/15
Von der Idee her ebenfalls recht clever. Whitaker steht zwischen den Figuren seines Kriegsmuseums. Auch eine schöne Hommage an Scaramangas Fun-House in Der Mann mit dem goldenen Colt.
Einführungsszene des Haupt-Henchman: 13/15
Necros erscheint als Milchmann im Safehouse des MI-6, kurz nachdem Bond gegangen ist. Die bei jedem Mord zu hörende Musik aus dem Walkman ist sehr effektiv, das Kopfhörerkabel als Würgeschlinge erinnert ein bisschen an Red Grants Gadget-Uhr in Liebesgrüße aus Moskau.
Dramaturgisch etwas merkwürdig ist, dass sein Auftritt und die Entführung von Koskov ganz zufällig unmittelbar nach Bonds Wegfahren passiert. Es wäre interessant gewesen, wenn Bond die Explosionen oder den herannahenden Helikopter noch gesehen hätte und umgekehrt, aber zu spät gekommen wäre. Oder vielleicht sogar Necros noch begegnet wäre. Das hätte zwischen Bond und Necros schon eine Spannung aufgebaut.
Darstellung von James Bond: 15/15
Einige Aspekte der Filmfigur 007 gelingen Timothy Dalton nicht restlos glaubwürdig, wie etwa der des Womanizers oder die ironische Vermittlung von Onelinern. Man könnte natürlich sagen, dass er darauf auch nicht so viel Wert legte, aber in Der Hauch des Todes gibt es nun mal Momente, die genau darauf ausgelegt sind. Bonds Kommentare zu Kara über die Gadgets des Aston Martin funktionieren beispielsweise nicht ganz so gut für mich.
Unter dem Aspekt der Romanfigur Bond ist das allerdings doch wieder stimmig, denn die war weder besonders humorvoll noch polygam angelegt. Vor allem aber hat Dalton eine Ausstrahlung, die diese Defizite mehr als wett machen. Allein sein kurzer eiskalter Blick zu Saunders, als der ihn wegen Zuspätkommens rügt. Insgesamt gefällt mir Timothy Daltons Performance hier noch eine Spur besser als im Nachfolger, weil er hier von den emotionalen Reaktionen her professioneller wirkt. (mehr zu Dalton hier)
Gibt es Szenen, in denen Bond weniger sympathisch erscheint?
Nein.
Darstellung des Gegenspielers: 6/15
Das ist eins der gravierendsten Mankos des Films. Zu Beginn wird eine großangelegte Verschwörung etabliert, die an Liebesgrüße an Moskau erinnert, doch Waffenhändler und Kriegsnarr Brad Whitaker (Joe Don Baker) nimmt man das große Mastermind und Planungsgenie à la Blofeld nicht so richtig ab. Er scheint sich eher für gutes Essen und seine Spielzeugsoldaten zu interessieren als für Verschwörungen. Dabei ist Baker an sich kein schlechter Schauspieler und überzeugte in früheren Filmen als Mafia-Killer, Sheriff oder Polizist.
General Georgi Koskov dagegen, verkörpert vom niederländischen Schauspieler Jeroen Krabbé, ist ein verschlagener, dabei aber nicht unsympathischer Opportunist, wie sie repressive Systeme hervorbringen. Seine Darstellung macht durchaus Spaß, lässt es aber unter dem Strich etwas an Bösartigkeit missen. Dass er sowohl die Explosion eines Jeeps als auch das Filmende überlebt, ist da nicht hilfreich.
Beide wirken eher wie Kindsköpfe und ergänzen sich als Duo nicht wirklich. Da waren Khan und Orlov in OCTOPUSSY mit sinistrem Charme auf der einen und militärischem Größenwahn auf der anderen Seite überzeugender. Eine zeitgenössische Kritik im Telegraph nannte die beiden sogar Laurel und Hardy der Bondschurken.
Henchmen: 15/15
Necros nimmt zwar die klassischen Henchman-Tätigkeiten wahr, aber da er aktiv an den Besprechungen teilnimmt und auch eine eigene Agenda verfolgt, müsste man eigentlich von einem Schurken-Trio sprechen. Zumindest macht er an Bedrohlichkeit und Charisma wett, was Whitaker und Koskov eher abgeht. Aber wenn man zurückdenkt an Liebesgrüße aus Moskau, dann war Grant dort auch schon mehr als ein Handlanger und hat die Handlung mehr getragen als die Hauptschurken.
Necros (griechisch für Tod) wurde dargestellt vom deutschen Schauspieler und Tänzer Andreas Wisniewski, der auch in DIE HARD und MISSION: IMPOSSIBLE auftrat. Seine erste winzige Rolle hatte der gebürtige Berliner im Musikvideo zu Nikita von Elton John als russischer Grenzer.
Bondgirl: 11/15
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Wodurch sie sehr sympathisch wirkt, ist ihr Mut und ihre Loyalität. Sie riskiert viel für den Mann, den sie liebt, wodurch Koskov sie auch für seine finsteren Pläne einspannen kann. Als sie auf Bonds Seite ist, bringt sie Kamran Shah dazu, Bond zu Hilfe zu kommen. Eine sehr schöne Umkehrung des üblichen Damsel-in-Distress-Szenarios in vielen Bondfilmen. Hier führt die Dame die Kavallerie an, um Bond zu helfen.
Helfer: 13/15
Kamran Shah (Art Malik) war eine zeitlang mein Favorit unter den Kampfgefährten von Bond. Er ist charismatisch, nicht zu alt und versprüht einen Hauch von Abenteuer. Als britischer Schauspieler mit pakistanischen Wurzeln war Art Malik auf orientalische Geschichten abonniert, etwa mit HAREM (1986) oder ARABIAN ADVENTURE (Im Banne des Kalifen, 1979). Auch in THE LIVING DAYLIGHTS erinnert seine Rolle eher an Märchen aus Tausendundeiner Nacht als an die tatsächliche Situation Ende der 80er. Mit dieser romantischen, bewundernden Verklärung spiegelt der Film den damaligen Zeitgeist wider, der dem Motto folgte 'Der Feind meines Feindes ist mein Freund'. Eine Maxime, aus der man in der Politik nachfolgend nicht viel gelernt hat. Nichtsdestotrotz finde ich Art Malik sehr sympathisch.
Felix Leiter hat nur einen Kurzauftritt, von John Terry gespielt. Was schade ist. Der auffallende Darstellerwechsel in der Rolle ist für mich ein Wermutstropfen der Daltonfilme.
MI-6
Briefing-Szene: 13/15
Das Gespräch mit M nach der Entführung von Koskov schattet schon ein bisschen den Konflikt des nachfolgenden Films voraus. Bond erhält einen klaren Liquidierungsauftrag, was in der Serie nicht oft vorkommt. Dass Bond sich dagegen streubt, weil er Pushkin zu kennen glaubt, erinnert stark an die Romane. Hier kommt die schmutzige Seite von Bonds Beruf schon gut zum Ausdruck, der eben nicht nur losgeschickt wird, um zwielichtige Millionäre zu beschatten.
Moneypenny-Szene: 8/15
Beim Charakter von Moneypenny gelingt es dem Film leider nicht so ganz, zu den literarischen Wurzeln zurückzukehren. Bei Fleming ist über Moneypenny nicht viel zu erfahren, aber ganz so schmachtend war sie nicht. Es liegt nahe, dass sie während des Krieges in der Women's Royal Naval Service war, eine sogenannte wren, so dass der Hintergrund von Naomie Harries' Moneypenny in SKYFALL gar nicht so abwegig ist. Caroline Bliss' Interpretation fügt der Figur leider keine neuen oder modernen Aspekte hinzu. Im Gegenteil, die Szene mit den Barry-Manilow-Platten und dem Klaps auf den Hintern könnte direkt aus den 60ern stammen.
Q-Szene: 15/15
Eine meiner absoluten Lieblings-Q-Labor-Szenen. Die Idee mit dem 'Ghettoblaster' ist sehr witzig. (Die Rakete aus dem Gerät wurde von Prinz Charles abgefeuert, der zusammen mit Gattin Diana das Set besuchte.) Überhaupt mag ich an den beiden Daltonfilmen die Integration von typischen Gegenständen der Zeit, wie Walkmen, Schlüsselfinder oder Polaroidkameras. Das Labor an sich wirkt mit Wänden aus Flachbildschirmen zudem erstaunlich modern.
Auch Qs späterer Einsatz in Wien beim Ausschleusen von General Koskov ist toll.
Dramaturgische Struktur
Ist das auslösende Ereignis stark und interessant genug? 13/15
Die Sabotage einer MI-6-Übung mit dem Mord an zwei Doppelnull-Agenten und der Drohung, weitere Agenten zu töten, ist spannend und macht neugierig. Eine gefährliche Provokation, wie man sie von Spectre in FROM RUSSIA WITH LOVE kennt.
Hält der Film durchgehend eine gewisse Grundspannung aufrecht? 10/15
Der Film hat eher eine gefühlte Grundspannung, als eine, die sich logisch aus der Handlung ergibt. Sie wird in der Mitte etwas geschmälert, als man erfährt, dass Koskov und Whitaker hinter der großangelegten Verschwörung stecken, ihre eigentlichen Motive aber etwas zu kompliziert konstruiert sind. Das Finale kann das aber ausgleichen durch die Frage, wie Bond und Kara aus dem feindlich besetzten Gebiet herauskommen wollen.
Finale allgemein: 15/15
The Making of the Living Daylights von Charles Helfenstein - Ein tolles Buch zu einem tollen Film |
Gibt es eine Steigerung des Sensationswertes bis hin zum Finale, das alles andere überschattet? 14/15
Endkampf Bond - Henchman: 15/15
Der Kampf mit Necros im und am Flugzeug ist eine sehr gelungene Mischung aus Stunts und Studioaufnahmen. Eine Sequenz, die immer wieder imponiert.
Endkampf Bond - Schurke: 11/15
Der finale Einsatz gegen Brad Whitaker in seinem privaten Kriegsmuseum ist ein guter Einfall und erinnert etwas an das Finale von THE MAN WITH THE GOLDEN GUN. Sehr schön auch, dass Whitaker auf dem Schlachtfeld von Waterloo stirbt. Etwas verwunderlich ist, dass Bond mehrmals genau auf Whitakers kugelsicheres Visier schießt und nicht auf den Körper.
Wirkt die Auflösung nach dem Finale befriedigend? 7/15
Dass Shah und seine bis an die Zähne bewaffneten Männer einfach mal in Schönbrunn reinplatzen ist doch ziemlich albern, fast auf dem Niveau von Austin Powers. Auch wenn Mujaheddin damals im Westen als starke und wehrhafte Männer bewundert wurden und sogar auf dem Cover des Time Magazin landeten, ist das dann doch etwas übertrieben.
Ist Bonds ermittlerische Vorgehensweise glaubwürdig und zielführend? 13/15
Bond wittert schnell, dass die Informationen von Koskov nicht zuverlässig sind und Pushkin nicht der wahre Feind. Er ermittelt Karas Hintergründe und initiiert ein inszeniertes Attentat, um den Hintermännern auf die Spur zu kommen.
Allgemein
Fleming-Feeling: 14/15
Der Handlungsort der Kurzgeschichte an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze in Berlin, mehr dazu hier |
Aber auch der restliche Film erinnert oft stark an den Romanbond, etwa die Begegnung mit Pushkin oder die Erwähnung von Smiert Schpionam (Tod den Spionen), kurz Smersh. In den Romanen war die KGB-Spezialabteilung Bonds Hauptgegenspieler, bevor Fleming zusammen mit Produzent Kevin McClory Ende der 1950er Jahre S.P.E.C.T.R.E. erdachte.
Dialoge/Humor: 12/15
Logik/Schlüssigkeit der Story: 11/15
Der Plot an sich ist sehr geerdet und vergleichsweise realistisch. Fragezeichen entstehen aber durch die Vorgehensweise von Whitaker und Koskov. Letztendlich dient ihre Vortäuschung des Smiert-Schpionam-Programmes ja nur dazu, dass der MI-6 den KGB-Chef Pushkin beseitigt, der von ihrem Drogen- und Waffenhandel Wind bekommen hat. Für zwei Personen wirkt der Aufwand, eine Übung von Elite-Agenten des MI-6 zu sabotieren und das Überlaufen eines Sowjet-Generals samt Wieder-Entführung durch den KGB zu inszenieren, aber dann doch etwas unverhältnismäßig und umständlich. Es hätte auch genügt, wenn Necros Pushkin beseitigt und Spuren zum MI-6 legt. Zumal er ihn in Tanger eh fast selbst tötet.
Auch bei Bonds Agieren hinter dem Eisernen Vorhang muss man beide Augen zudrücken. Vor allem mit einem Aston Martin.
Produktions-Design: 12/15
Spezialeffekte: 15/15
Der Film hat einige eher unsichtbare Effekte, wie die Explosion der Brücke, die ein Vorsatzmodell war, oder den Kampf auf dem Gepäcknetz des Flugzeugs, die aber vorbildlich umgesetzt sind.
Action/Stunts: 15/15
Bildgestaltung: 13/15
Von John Glens Bondfilmen finde ich diesen am besten fotografiert. Alec Mills Aufnahmen in Marokko sind beispielsweise wunderschön.
Locations
Drehorte: 15/15
Der Weissensee, wo die Eisjagd realisiert wurde (mehr zu dem Drehort hier) |
Lokalkolorit: 14/15
Ist an allen Schauplätzen sehr schön vorhanden. Selbst die Szenen, die im tschechoslowakischen Bratislava spielen, wirken authentisch und liebevoll ausgestattet.
Kombination: 14/15
Gelungene Mischung aus urbanen Schauplätzen und imposanter Natur, sowie aus heißer Wüste und idyllischer Schneelandschaft. Vor allem wirken alle Schauplätze aus der Handlung heraus gerechtfertigt, und nicht nur als neue Attraktionen ausgewählt. Die Übung auf Gibraltar macht Sinn, ebenso die Grenzstädte Bratislava und Wien sowie Afghanistan als Drogenhandel-Brennpunkt.
Musik
Titelsong: 15/15
Am Titelsong von a-ha scheiden sich die Geister ebenso wie an der Darstellung von Timothy Dalton. In Auflistungen diverser Medien landen sie meistens eher hinten und werden als Popfritzen oder ähnliches bezeichnet. Was ich nicht ganz nachvollziehen kann, denn der Song hat wie viele andere von a-ha auch rockige Anteile, und ich sehe ihn eher als Vorläufer von You Know My Name. (Wobei man sagen muss, dass die ursprüngliche Fassung, die von a-ha favorisiert wurde und die auf dem Album Stay On These Roads zu hören ist, poppiger war, und John Barry auf einer kantigeren Aufnahme bestand.) Auf Konzerten von a-ha ist er eine garantierte Gänsehautnummer, wenn das Publikum den Refrain noch minutenlang allein im Chor singt.
Allgemein: 15/15
Die Filmmusik gehört zusammen mit You Only Live Twice, On Her Majesty's Secret Service und Moonraker zu meinen absoluten Favoriten und den Scores für die Ewigkeit, bei denen jede einzelne Note stimmt. Nicht nur der Titelsong ist phantastisch im Score verarbeitet, sondern auch zwei weitere Song von den Pretenders: If There Was A Man als romantisches Thema und Where Has Everybody Gone? als Erkennungsmelodie von Necros. Dass Henchmen eigene Themes bekommen, war eine Spezialität von John Barry, und dass Necros' Thema hier als diegetische Musik aus den Kopfhörern seines Walkman zu hören ist, sozusagen als echtes Todes-Ankündigung für die Opfer, ist eine sehr schöne Idee. (Diegetische Musik gibt es häufiger in der Ära John Glen, wie etwa das Bondtheme auf einer Flöte im Film gespielt in OCTOPUSSY oder als Klang von Maschinengewehrkugeln in LICENCE TO KILL.)
THE LIVING DAYLIGHTS war das Abschiedskonzert von Altmeister John Barry für das Bond-Franchise, und passenderweise ist er auch im Film als Dirigent zu sehen. Wie er LICENCE TO KILL und vor allem GOLDENEYE veredelt hätte, bleibt wohl für immer Fan-tasie...
Fazit - Gewonnen oder verloren?
Auch diesmal hat mich THE LIVING DAYLIGHTS begeistert, aber gewisse Dinge verhindern auch, dass er es ganz an die Spitze schafft. Die erste Hälfte des Films ist für mich nahezu perfekt. Bratislava/Wien hat durch Bonds schmutzigen Auftrag und die Zitate an THE THIRD MAN (Der dritte Mann, 1949) eine gewisse Neo-Noir-Atmosphäre. Sehr gut gefällt mir auch, dass man sich wieder einer klassischen Agenten-Atmosphäre mit Inszenierungen und Gegen-Inszenierungen nähert. Dieses Spiel mit vorgetäuschten Überläufen, Entführungen und Attentaten erinnert in bester Weise an MISSION: IMPOSSIBLE.
Mit Bonds Berufsmüdigkeit etabliert der Film ein sehr interessantes Motiv, aus dem man im weiteren Verlauf mehr hätte machen können. Das hat man sich leider erst im nächsten Film getraut. THE LIVING DAYLIGHTS hätte etwas mehr von der Kompromisslosigkeit des Nachfolgers gebrauchen können, und vor allem von dessen starken Antagonisten. (Während LICENCE TO KILL für mich wiederum etwas mehr klassische Atmosphäre und Glamour vertragen könnte. Vielleicht wäre der dritte Dalton-Bond die perfekte Synthese geworden...)
In der Gesamtbeurteilung trotzdem immer wieder ein Genuss, und für mich einer der fünf besten Bondfilme überhaupt. Ein Bond, wie er im Buche steht...
Gefühlt: 14/15
Errechnet: 13/15
Also 85 % und eine 1-: Die Leistungen entsprechen den Anforderungen in besonderem Maße.
James Bond will return in
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