Freitag, 22. Dezember 2017

Happy End!

BOND & BEYOND wünscht allen Lesern und Bondfans einen schönen und erholsamen Jahresausklang!


Montag, 18. Dezember 2017

Was von Fleming übrigbleibt

Der jüngste Bondfilm SPECTRE war in gewisser Weise ein Novum. Ähnlich wie FOR YOUR EYES ONLY, der erste Filmtitel nach einer Kurzgeschichte, oder NEVER SAY NEVER AGAIN, der erste selbst-ausgedachte Titel ohne Fleming-Bezug, ist SPECTRE eine Kapitel-Überschrift im Roman Thunderball.* Ursprünglich war es auch ein Arbeitstitel dieses Romans. Nach den Kurzgeschichten von Ian Fleming wären die Kapitel und Arbeitstitel eine weitere Quelle für mögliche Filmtitel.

Welche Möglichkeiten gibt das Werk von Fleming noch her?




Mittwoch, 13. Dezember 2017

Das Imperium hat gewonnen

Als STAR WARS vor 40 Jahren in die Kinos kam, war es ein ebenso mutiges wie innovatives Projekt. Ein Film, an den niemand in der Filmindustrie wirklich glaubte. Eine Liebeserklärung an trashige Space Operas, gesehen mit den Augen eines Kindes, das den Trash als epische Größe wahrnimmt. Es war somit eine Ode an das kindliche Staunen, inmitten des Pessimismus und der Paranoia des New Hollywood.

Doch unschuldig und weltfremd war STAR WARS deshalb noch lange nicht. George Lucas wurde für seine Geschichte durch den Vietnamkrieg inspiriert, und das Vorbild für Imperator Palpatine war Richard Nixon. Damit behandelte der Film ähnliche Themen wie die Thriller und Dramen des New Hollywood, nur auf eine völlig andere Weise.

Obwohl der mittlerweile achte Film um die Skywalker-Familie optisch und dramaturgisch an die alten Filme anknüpft, wirkt er aus filmgeschichtlicher Sicht mittlerweile wie eine Pervertierung des ursprünglichen Gedankens.




Ende der 1960er Jahre befand sich das alte Studiosystem Hollywoods in kreativer Erstarrung. Es produzierte dieselben Western, Musicals und Monumentalfilme, mit denen es seit Jahren Geld gemacht hatte, und war unfähig, sich verändernden Zuschauer-Interessen anzupassen. Wie ein Fluß, der sich kurz vor der Mündung in ein Delta verzweigt und sich scheinbar mit überbordender Weite gegen die endende Länge zu wehren versucht, pumpten die Studios immer mehr Geld in immer längere und pompösere, aber letztlich belanglose Filme. (Ironischerweise ereilte das New Hollywood ein gutes Jahrzehnt später mit Filmen wie HEAVEN'S GATE dasselbe Schicksal.)

Was wäre passiert, wenn es einen gleichbleibend riesigen Markt für all die Western, Musicals und Monumentalfilme selbst in ihrer lächerlichsten Form gegeben hätte; wenn die Zuschauer der 1970er Jahre dieser Art Film nie müde geworden wäre, sondern sich im Gegenteil in einem vernetzten Fankult scheinbar endlos daran ergötzt hätte? Die nach Meinung vieler Kritiker fruchtbarste Phase der Filmgeschichte mit Werken wie THE GODFATHER, TAXI DRIVER oder CHINATOWN hätte vermutlich nie stattgefunden. Und damit auch nicht erneute Gegenströmungen wie eben... STAR WARS.

Diese Situation existiert heute jedoch. Bereits vor Jahren kritisierten Filmemacher wie Steven Spielberg und Steven Soderbergh die aktuelle Filmindustrie, die nicht mehr nur in Trilogien denkt, sondern in Franchises mit Phasen von zehn bis zwanzig Filmen. Spielberg prophezeite eine Implosion der Industrie ähnlich dem des Studiosystems, die aber auszubleiben scheint. Eine starr kapitalistische Industrie hat mit Marvel und Star Wars die perfekten, ewig zu funktionieren scheinenden Goldesel gefunden. Eigentlich ein Albtraum: Der perfekte Todesstern, der jede Konkurrenz plattmacht. Eigentlich...

Natürlich war Star Wars schon seit dem unerwarteten Mega-Erfolg des ersten Films dieser Widerspruch in sich. Das Hippie-Märchen, das wie Karl Marx auf LSD vom letzten Gefecht der Unterdrückten gegen das faschistische System träumte, entwickelte sich durch sehr cleveres Merchandising schnell selbst zum Imperium. Schien Lucas damals noch kühn, als er andeutete, dass sein Film eigentlich nur der Auftakt eines Neunteilers sein sollte, wirkt er heute schon fast rührend bescheiden, wenn Disney bereits die nächsten 15 Jahre mit einen Star-Wars-Film jedes Jahr verplant hat, oder die nächste Marvel-Phase mit 20 Filmen. Star Wars ist das neue Weihnachten, Marvel das neue Ostern, Pfingsten und Allerheiligen.

Dieser imperiale Gestus erschöpft sich leider nicht nur in diesem industriell-maschinell wirkenden Film-Output und dem allgegenwärtigen Extrem-Marketing, sondern auch in der kompletten Ausbeutung von Kinobetreibern. Disney verlangt für die neue Episode statt der bisherigen 55 bis 60 % der Ticket-Erlöse unverschämte 70 %, und fordert dazu noch eine vierwöchige Laufzeit im größten Saal. Eine Firmenpolitik, die mit einer erschreckenden Arroganz den wirtschaftlichen Ruin kleiner Kinos in Kauf nimmt. Eben jene Kinos, die vor langer Zeit einmal die billigen Weltraumopern zeigten, die Star Wars überhaupt erst inspirierten. Die wahren Rebellen sitzen mittlerweile nicht mehr in X-Wings, sondern in den Kinos, die sich gegen diese Politik zur Wehr setzen.

Die Filmgeschichte wurde immer vorangetrieben von Zuschauern, die nach etwas Neuem verlangten, und von Visionären, die sich von den Fesseln des Zeitgeistes lösen konnten. George Lucas war einmal einer von ihnen. Doch wo sind die heute? Ist es Hollywood tatsächlich gelungen, sich die perfekten Popcorn-Konsumenten heranzuzüchten? Kritiker dieser Entwicklung werden schnell ausgebuht und als Spielverderber hingestellt. Wenn ein James Cameron, der weit mehr für den modernen Blockbuster getan hat als Abrams und Co., die vermeintlich fortschrittliche Frauenfigur von WONDER WOMAN kritisiert, erntet er einen Shitstorm, als wäre er irgendein Provinzkritiker.

Mittlerweile fühle ich mich seltsam fremd in dieser Kinolandschaft, und das nicht als Arthouse-Cineast, sondern als Liebhaber gut gemachter Blockbuster-Unterhaltung. Natürlich könnte man einwenden, dass auch die Bondserie zu diesen scheinbar perfekten Goldeseln gehört, und vielleicht fühlten sich manche Kritiker angesichts des unfassbaren Erfolges der Bondfilme Mitte der Sechziger und des unermüdlichen Zwei-Jahres-Rhythmus über Jahrzehnte hinweg ebenso befremdet. Allerdings beherrschte die Bondmania selbst in ihrer Hochzeit von gerade mal 5 bis 6 Jahren nicht die komplette Filmindustrie und verwandelte sie nicht in eine Monokultur.