Samstag, 21. Dezember 2019

Das erste Jahr der Zukunft


Zurück in die Zukunft 2 und Filme von 19891989... George Bush leitet das Ende der Ära Reagan ein, sowjetische Truppen rücken endgültig aus Afghanistan ab, Nintendo bringt den Game Boy auf den Markt, in Berlin startet die erste Love Parade unter dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“ und in vielen Staaten der sogenannten zweiten Welt gehen Menschen in Massen für mehr Freiheit auf die Straßen. Veränderungen und die Lust auf etwas Neues liegen in der Luft.

Das ist auch in der Film- und Fernsehlandschaft von 1989 zu spüren. Nicht nur BACK TO THE FUTURE II (Zurück in die Zukunft II) - der vor 30 Jahren in die deutschen Kinos kam - wagte einen erstaunlichen Blick in die Zukunft, auch andere Trends und Ideen wirken vorausschauend und visionär – in guter wie weniger guter Hinsicht. Vom ersten postmodernen Bondfilm über einen der größten Meilensteine des Superheldengenres bis hin zum Urknall der Indie-Bewegung, dem Beginn der Disney-Renaissance und wegweisenden TV-Erfindungen.

Lust auf einen kleinen Rückblick auf die Zukunft? "How far we go? - About thirty years..."



„Was passiert mit uns in der Zukunft? Werden wir da alle zu Idioten, oder so was in der Richtung?“ Über diese Frage muss Doc Brown zwar erst einmal kurz nachdenken, und tatsächlich wirken die Bewohner des Jahres 2015 etwas überdreht und spleenig – was der digitalen Zerstreutheit der Gegenwart ganz gut entspricht. Doch insgesamt entwirft der Film ein erstaunlich positives Bild der Zukunft.

Energie- und Müllproblem sind dank Kernfusion gelöst, US-Amerikaner surfen in Vietnam, Diana ist Königin, Lebensmittel lassen sich einfach hydrieren und Autos fliegen ganz ohne fossile Brennstoffe platzsparend durch die Lüfte. Auf den zweiten Blick geht man im Jahr 2015 genauso den ganz alltäglichen Dingen nach wie 1985 oder 1955, was verglichen mit vielen anderen Science-Fiction-Filmen schon sehr optimistisch ist.


"The Third Dimension is Terror"

Der Blick des Films in die Zukunft des Kinos ist zwar ironisch übertrieben, aber kommt tatsächlichen Entwicklungen erstaunlich nahe. Auf dem Rathausplatz von Hill Valley wird Marty McFly vor dem lokalen "Holomax"-Kino von einem holografischen Hai angegriffen, der für den 19. Teil von JAWS (Der weiße Hai) wirbt. Das nimmt nicht nur sogenanntes Targeting in der Werbung buchstäblich vorweg, sondern auch den überbordenden Gebrauch von computergenerierten Effekten im neuen Jahrtausend. In Zurück in die Zukunft II selbst, der ein wunderbares Kompendium althergebrachter Effektkunst darstellt, war es noch einer von sehr wenigen CGI-Effekten.


Tatsächlich stellten die beginnenden 1990er Jahre einen gewaltigen Umbruch im Bereich der Tricktechnik dar. James Camerons THE ABYSS von 1989 war einer der Meilensteine auf dem Weg dahin. Erstmalig gelang Industrial Lights & Magic unter Leitung von Dennis Muren hier die Darstellung von Wasser und flüssigen Oberflächen, was mit einem Oscar für Spezialeffekte ausgezeichnet wurde. Für diesen Film wurde die Erstellung der Spezialeffekte auch zum ersten Mal auf mehrere Firmen aufgeteilt - insgesamt sieben, was die einzelnen Teams entlastete und ihnen mehr Zeit gab. Eine heute gängige Praxis.
Erinnerungen an die Zukunft

1991 folgte TERMINATOR 2 – JUDGMENT DAY. Kreaturen wie der weiße Hai, die damals mit großen Anstrengungen und Mühen durch mechanische Effekte zum Leben erweckt wurden, entstehen mittlerweile fast nur noch am Computer. Eine Entwicklung, zu der auch Steven Spielberg selbst mit JURASSIC PARK 1993 beitrug.

Vorangetrieben durch James Camerons AVATAR und das von ihm entwickelte RealD-Verfahren stellten 2010 tatsächlich die meisten Kinos auf 3D um.





Goldene Zeiten für Prinzessinnen

Aber es setzte auch ein Gegentrend ein, wieder hin zu klassischen Zeichentrickfilmen. Für die Walt Disney Company erwies sich das Jahr 1989 als lebensspendender Gral. Ihr erster Märchenfilm seit 1958, THE LITTLE MERMAID (Arielle, die Meerjungfrau) konnte an die ganz großen Erfolge früherer Zeiten anknüpfen, und diese sogar übertrumpfen. Publikum und Kritiker waren gleichermaßen begeistert. Der große Konkurrent Don Bluth konnte dem mit ALL DOGS GO TO HEAVEN (Charlie - Alle Hunde kommen in den Himmel) nicht das Wasser reichen.

Arielle begründete eine Renaissance für Disney-Märchenfilme, und einige der erfolgreichsten und größten Klassiker entstanden in der Folge, wie BEAUTY AND THE BEAST (Die Schöne und das Biest, 1991), ALADDIN (1992) und THE LION KING (König der Löwen, 1994). Diese Renaissance dauerte zehn Jahre, bis Computeranimantion auch hier zunehmend klassische Zeichnungen verdrängten. Immerhin werden mit dieser Technik gerade die alten Klassiker recycelt.


"The Magic is back!"

Nicht nur mit CGI und 3D nahm BACK TO THE FUTURE II die Zukunft des Kinos vorweg, sondern auch mit seinem sarkastischen Seitenhieb auf den Fortsetzungswahn von Hollywood. Die Kino-Atraktion des Sommers 2015 ist der 19. Teil eines Franchises, und es sagt viel aus, dass der Film mit dieser Übertreibung ins Schwarze traf. Die drei erfolgreichsten Filme des realen Jahres 2015 waren der siebte Teil der STAR-WARS-Saga, die vierte Fortsetzung von JURASSIC PARK und FAST & FURIOUS 7. Und 2018 war der erfolgreichste Film des Jahres mit AVENGERS: INFINITY WAR tatsächlich der 19. Teil eines Franchise.

Auch wenn der 3D-Hai als ironischer Kommentar zu JAWS 3-D von 1987 gedacht war, zeigt der Blick auf das Jahr 1989, wie schon damals Fortsetzungen langsam aber sicher das Ruder übernahmen. INDIANA JONES AND THE LAST CRUSADE (Indiana Jones und der letzte Kreuzzug), GHOSTBUSTERS 2, LETHAL WEAPON 2, THE FLY 2, THE GODS MUST BE CRAZY II, KARATE KID III, STAR TREK V, HALLOWEEN 5, POLICE ACADEMY 6 oder FRIDAY THE 13TH 7. (Eine Liste, die angesichts der heutigen Filmlandschaft noch harmlos wirkt. Zumal es mit DEAD POETS SOCIETY (Club der toten Dichter), BORN ON THE FORTH OF JULY (Geboren am 4. Juli) oder THE WAR OF THE ROSES (Der Rosenkrieg) noch genug starbesetzte A-Produktionen gab, die auf originären Drehbüchern beruhten.)

Und BACK TO THE FUTURE II trug auch dazu bei, indem zum einen Teil 2 und 3 praktisch am Stück gedreht wurden. Beispielsweise drehte man die Szene, als Marty und Doc die schlafende Jennifer auf ihrer Veranda ablegen, am Abend, und ihr Erwachen am Ende des dritten Teils am nächsten Morgen. Dieses aufwändige und riskante Unternehmen beeinflusste viele Filmemacher, wie etwa Peter Jackson, der zehn Jahre später die Mammut-Dreharbeiten zu LORD OF THE RINGS in Angriff nahm. (mit Wild-Gunman-Kid Elijah Wood als Ringträger...) Aktuell werden MISSION: IMPOSSIBLE 7 und 8 direkt hintereinander realisiert.

Zum anderen erreichte BACK TO THE FUTURE II eine neue Ebene der Selbstreferenzialität, indem das Finale des Films zur selben Zeit spielt wie der erste Teil, und Helden sich selbst begegnen. Auf dieser magischen Ebene der Selbstreflexion scheint das Blockbuster-Kino in einem Meta-Moment ein Bewusstsein zu entwickeln und die Entwicklungen spielerisch vorauszuahnen, zu denen es gerade selbst mit beiträgt...

Drehort von INDIANA JONES 3 (mehr dazu hier)
Selbstreferenzialität ist auch die Stärke von INDIANA JONES AND THE LAST CRUSADE (Indiana Jones und der letzte Kreuzzug), in dem mit River Phoenix, Harrison Ford und Sean Connery gleich drei Generationen auftreten. Nach STAR WARS ging hier die zweite große Trilogie der 1980er zu Ende, von der es jeder Teil an die Spitze der Kinocharts schaffte. Und CRUSADE bewies zudem, dass der dritte Teil eines Franchise die beiden Vorgänger qualitativ sogar noch überflügeln kann. Ein deutliches Signal an Filmemacher, nicht mehr nur in einzelnen Filmen, sondern gleich in Trilogien oder sogar in ganzen Franchises zu denken!


„This Time It's Really REALLY Personal!“

CINEMA vom August 1989:
Der Fortsetzungs-Boom fiel schon damals auf
Auch das Motto von „JAWS 19“, „This Time It's Really REALLY Personal!“ – eigentlich eine Anspielung auf die Tagline von JAWS 2, war ebenso sarkastisch wie vorausschauend. Helden ohne größere persönliche Probleme, die einfach nur die Welt retten, gehörten langsam aber sicher der Vergangenheit an. War Marty McFly im ersten Film einfach ein cooler Teenager ohne nennenswerte Charakterschwächen, hat er im zweiten Teil auf einmal ein enormes Problem, sobald ihn jemand Feigling nennt. Indiana Jones muss sich plötzlich mit seinem dominanten Daddy auseinandersetzen, und auch für James Bond sind die Zeiten vorbei, in denen er ganz ohne persönliche Opfer die Welt von Schurken reinigen kann.

Für 007 wird es ab 1989 wirklich, wirklich persönlich, als er in LICENCE TO KILL einen Freund rächt. Obwohl der 16. EON-Bondfilm von Publikum und Kritikern eher verhalten aufgenommen wurde und an der Kinokasse vergleichsweise enttäuschte, stellt er doch die Blaupause für die Zukunft des Franchise dar. Timothy Dalton macht hier erstmals das, was in den Brosnan-Filmen später immer wieder versucht wurde, und seit Daniel Craig in aller schmerzhafter Konsequenz durchgezogen wird – aber diesmal mit Erfolg.


Batmania!

Das Extrem-Franchising der Gegenwart mit zahllosen Sequels, am Stück gedrehten Filmen, immenser Selbstreferenzialität und immer persönlicher involvierten Helden zeigt sich besonders am 'Marvel Cinematic Universe', beziehungsweise an Superhelden allgemein. Und auch in diesem Bereich stellte das Jahr 1989 entscheidende Weichen – mit Tim Burtons BATMAN.


Nicht nur in puncto Design stellt der Film einen Meilenstein im Superhelden-Genre dar. Waren beispielsweise die Kostüme und Capes noch in den SUPERMAN-Filmen mit Christopher Reeve eher schlichte Spandex-Anzüge, die sich nicht all zu weit von den Comics entfernten, ist der Batsuit hier beeindruckend plastisch, wirkt tatsächlich wie eine funktionierende Panzerung und hat dreidimensionale Texturen jenseits von schlichtem Stoff. Mit einem Wort: Er ist cool!

Die Superheldenkostüme der Gegenwart sind enorm von diesem Design beeinflusst. Und auch sonst ist das Produktionsdesign von Anton Furst, der leider viel zu früh verstarb, genial und visionär. Wenn man bedenkt, wie man den damals schon fünfzigjährigen Flattermann nach der parodistisch-billigen TV-Serie der 1960er wieder zum heißesten Thema des Sommers machte, ist das schon eine Meisterleistung.

Aber noch in einem anderen Punkt schrieb BATMAN Kinogeschichte: Mit einem nie dagewesen Franchise-Feldzug. Bücher, Zeitschriften, Filme, T-Shirts, ... Batman war praktisch überall, vertreten durch das ebenso schlichte wie geniale Logo des Teaserplakates. Menschen ließen sich das Bat-Logo auf den Kopf rasieren, die Plakate mit dem markanten Logo wurden von Bushaltestellen und U-Bahnhöfen gestohlen. Ich hatte damals Batman-Aufkleber und Poster aus der BRAVO an der Wand, Comics und sogar Batman-Hosenträger. Die Werbekampagne hat mich aus heutiger Sicht mehr beeinflusst als der Film selbst. (Siehe dazu auch hier.) Und damit war ich nicht allein.

Das Lexikon des Science-Fiction-Films schreibt nicht ganz unzutreffend: Die Publicity machte mehr Spaß als der Film. Auch der New York Observer kam zu dem Schluss, dass es eher ein 'corporate behemoth' als ein Film sei. Matthias Mattusek schrieb im Spiegel: "Man sieht keinen Film, sondern einem Haufen Geld beim Wackeln zu." (Ein Sprachbild, das dem Joker aus THE DARK KNIGHT wohl gefallen würde.) 

Die Frage, ob man ein popkulturelles Phänomen einfach durch einen großen Haufen Geld erzeugen kann - den Zeitgeist quasi hacken - ließ Hollywood fortan keine Ruhe mehr. Das Merchandising zur 'Batmania' spülte immerhin über 750 Millionen Dollar in die Kassen, und selbst der Roman zum Film von Craig Shaw Gardner (der übrigens auch den sehr gelungenen Roman zu Zurück in die Zukunft II schrieb) landete auf den Bestseller-Listen. Das Konzeptalbum zum Film von Prince erreichte die Spitzen der Charts.

Es war der erste Film, der 10 Millionen Dollar in nur zehn Tagen einspielte. Ein unglaublich verlockender Gedanke: Das gesamte Geld so schnell wieder einspielen, dass Kritiker und Mundpropganda einem nicht die Suppe versalzen können. Der Fokus auf das Start-Wochenende war geboren. (Zur Batmania des Sommers '89 hier mehr, zur Bedeutung von BATMAN 1989 hier.)

Tim Burton war vom Hype eher befremdet und selbst der Meinung, dass das popkulturelle Phänomen den Film an sich überschattet hatte: "I liked parts of it, but the whole movie is mainly boring to me. It's okay, but it was more of a cultural phenomenon than a great movie." Er ließ Batman in seiner typisch verspielten und düster-ironischen Weise zurückkehren und seine Lieblingsband einen Song zum Film schreiben. Die beiden Batman-Fortsetzungen ohne Burton gerieten dann zu seltsam überdrehten Spektakeln - immerhin mit grandiosen Soundtracks. Die Verlockungen des schnellen Merchandising-Geldes rächten sich. 

Die von Christopher Nolan eingeleitete Wiedergeburt verleitete den Dunklen Ritter dann zu ungeahnten Höhenflügen, die das Superhelden-Genre endgültig als bleibende Größe zementieren sollten. Wie Bond erlebte Batman von Ende der 80er über die 90er bis zum neuen Jahrtausend alle nur möglichen Höhen und Tiefen. 

Die Verbindung von Comic-Helden mit ausgeklügelten Marketingstrategien, die BATMAN zu dem Event des Sommers '89 machten, sollte der große Konkurrent Marvel mehr als zwanzig Jahre später in nie dagewesener Weise perfektionieren.


Sex, Lügen und... Royale mit Käse!

Aber in einem Jahr wie 1989 lohnt sich nicht nur der Blick auf die Blockbuster, sondern auch auf Independent-Produktionen. Wie etwa SEX, LIES, AND VIDEOTAPE (Sex, Lügen und Video). Das Drama mit James Spader und Andie MacDowell, das von Stephen Soderbergh in nur acht Tagen geschrieben und mit einem Budget von 1,2 Millionen Dollar in einem Monat gedreht wurde, entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres, und löste damit einen Boom von Independent-Filmen aus. Der Filmhistoriker Peter Biskind bezeichnet Sex, Lügen und Video als den "Urknall der modernen Indie-Filmbewegung".

Der unerwartete Erfolg des Filmes pushte zum einen das Sundance Film Festival unter Vorsitz von Robert Redford, das sich daraufhin zu einem der Events der Industrie mauserte, und zum anderen das Studio Miramax, das in den 1990ern zu einem der entscheidenden Player des Independentfilms wurde. Ohne Miramax wären Quentin Tarantino und sein Durchbruch PULP FICTION 1994, der die Filmwelt für immer verändern sollte, kaum denkbar. (siehe dazu etwa hier.) Es war einmal... in Hollywood.


"Bad boys, bad boys, whatcha gonna do?"

Im US-amerikanischen Fernsehen wurden 1989 ebenfalls nicht nur Trends gesetzt, sondern gleich zwei Serien gestartet, die auch heute noch - dreißig Jahre später! - laufen. Zum einen COPS, welches ein ebenso schlichtes wie revolutionäres Konzept verfolgte: Kameras zeigen reale Polizisten bei der Arbeit. Echte Menschen... von TV-Kameras begleitet... COPS wurde zum Ur-Ahn des sogenannten Reality-TV, dessen Metasta... ähm, Ableger uns bis heute begleiten.

The SimpsonsAuch hierzulande drehte man mit Die Fussbroichs die erste deutsche Doku-Soap.

Am 17. Dezember startete auf Fox schließlich die erste Folge der Simpsons: Es weihnachtet schwer. Die Serie läuft mittlerweile in der 31. Staffel und hält damit den Rekord. Die Simpsons erwiesen sich nicht nur als Trendsetter in Sachen Zeichentrick für Erwachsene, sondern streckenweise auch als erstaunlich prophetisch. Das berühmteste Beispiel dafür ist die Folge Bart to the Future, die die Präsidentschaft von Donald Trump voraussagte.

Und hier schließt sich der Kreis zu BACK TO THE FUTURE II. Laut Bob Gale wurde der mächtige Biff Tannen des alternativen 1985 und sein als Rathaus fungierender Tower ebenfalls von Donald Trump inspiriert. (Siehe beispislweise hier.) Mit seiner gruseligen alternativen Realität, in der Korruption und Kriminalität an der Tagesordnung sind und Menschen auf offener Straße ermordet werden, gelang es dem Film auf eine faszinierende Weise, Utopie und Dystopie zugleich zu sein. Und eine zeitlose Warnung davor, gewissenlosen Menschen Macht zu verleihen.


Ein Bond, der grübelt und zweifelt und auf persönlicher Mission ist, das Box Office dominierende Superhelden; Marketing-Feldzüge, die darauf abzielen, das Budget in kürzester Zeit wieder einzuspielen; Fortsetzungen mit ausgedehnten Selbstreferenzen und immer perfekteren digitalen und dreidimensionalen Effekten; Dokusoaps und Cartoons für Erwachsene im Fernsehen; ... In vielerlei Hinsicht war das Jahr 1989 ein Annus Mirabilis, ein Game-Changer.

Es brachte einige zeitlose Klassiker hervor und Blockbuster, die auch heute begeistern und unterhalten. Und in gewisser Weise endete dieses Jahr auch wie ein Blockbuster: Mit sich in den Armen liegenden, vor Freude weinenden Menschen, mit dem Fall der Mauer, der die Gefahr einen dritten Weltkrieges gebannt zu haben schien. Eine Zeit, die aus heutiger Sicht sehr optimistisch wirkt. Insofern verwundert es nicht, dass in manchen Filmen Änderungen zum Positiven hin vorgenommen wurden. Aus THE ABYSS wurde eine längere Sequenz geschnitten, in der Ed Harris von Außerirdischen mit den Abgründen der Menschheitsgeschichte und einer daraus resultierenden Reduzierung derselben konfrontiert wird - ein Thema, das mittlerweile zahlreiche Filme aufgreifen, von THE AVENGERS bis GODZILLA 2. Und in Shane Blacks ursprünglichen Drehbuch zu LETHAL WEAPON 2 sollte Martin Riggs eigentlich sterben. Doch die Show musste weiter gehen. Immer weiter. Vielleicht auch einer der Gründe, warum der vergleichsweise düstere und brutale LICENCE TO KILL 1989 nicht sein Publikum fand.

Nach dem Mauerfall betraten viele Menschen ähnlich wie Marty eine Welt, die sich zumindest in technischer Hinsicht tatsächlich ein bisschen wie die Zukunft anfühlte. Und im Kino konnte man zunehmend Bilder bestaunen, die man so noch nie gesehen hatte.

1989 war insofern nicht nur "das erste Jahr der Zukunft", sondern in gewisser Weise auch das letzte einer glorreichen Kino-Vergangenheit. Filme mit althergebrachter Tricktechnik, wie ironischerweise auch Zurück in die Zukunft II, wurden in den 1990er Jahren immer seltener. Und damit ging seltsamerweise auch die Kunst der Plakatmalerei verloren. Ab den 1990er Jahren drängen mich Poster und Aushangfotos nicht mehr dazu, sie zu sammeln und an die Wand zu hängen.

Und so ist der Rückblick auf das Filmjahr 1989 auch ein sehr nostalgischer. Aber wie sagt Doc Brown so schön am Ende von BACK TO THE FUTURE III: "Deine Zukunft ist immer das, was du daraus machst! Also gebt euch ein bisschen Mühe!"

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