Sonntag, 20. März 2022

Das Auseinander-Gen

Die MISSION:IMPOSSIBLE-Filme mit Tom Cruise werden oft dafür kritisiert, Ideen von Bondfilmen zu kopieren, vor allem für Actionszenen. Grundsätzlich eigentlich keine so unübliche Praxis, immerhin hatten beispielsweise auch Christopher Nolans Batman-Filme einige sehr schöne Bondanleihen. Es gibt aber auch den umgekehrten Fall. Die Idee einer Liebesgeschichte, bei der als trennende Schicksalsmacht ein Designer-Virus fungiert, mit dem der Schurke die Welt bedroht, hatte MISSION: IMPOSSIBLE schon gute zwanzig Jahre vor Keine Zeit zu sterben - sogar mit Musik von Hans Zimmer.

In beiden Filmen gibt es eine sehr ähnliche Sequenz, bei der die Biowaffe aus einem Hochhaus entwendet wird. Auch andere Szenen ähneln sich.

Vor allem gegen Ende von MISSION: IMPOSSIBLE II (2000), wenn Nya (Thandie Newton) außerhalb von Sidney auf einer Plattform am Meer steht und bereit ist, sich zu töten, um das Virus zu vernichten. Auch die geplante Übergabe der Biowaffe an potentielle Käufer findet dann in einer bunkerähnlichen Anlage am Meer statt. Man kann dem Film vieles zu Recht vorwerfen - siehe meine Kritik dazu - aber die Kombination Biowaffe/Lovestory finde ich hier um Längen besser konzipiert. Vor allem, weil sich Nya das Virus selbst injiziert und auch nicht nur ihren Geliebten retten will, sondern Millionen andere Menschen. Und nicht, wie Bond, durch Inkompetenz dem Virus ausgesetzt und in eine Patt-Situation gebracht wird.

Und nicht zuletzt, weil Ethan Hunt im Gegensatz zu Craigs Version von Bond eine sympathische Eigenschaft hat: Die Zuversicht, dass keine Mission unmöglich ist.

Selbst die Idee eines Virus, der speziell auf die DNA eines einzelnen Menschen maßgeschneidert ist und nur diesen durch einen Herzstillstand tötet, gleicht eins zu eins dem FoxDie-Virus im Computerspiel Metal Gear Solid, das 1998 von Konami herausgebracht wurde. Hier wird der Virus ebenfalls für den Protagonisten designt, und es wird auch familienübergreifende Wirkung angedeutet. Um die Jahrtausendwende herum waren korrupte Pharmakonzerne und Geschäfte mit Designerviren tatsächlich spannende Zukunftsthemen, während sie einen mittlerweile fast entgegenspringen.

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