Den meisten Nicht-Fans ist gar nicht bewusst, dass es ein alternatives Thema für die Figur James Bond 007 gab - genauso wie es verschiedene Logos gab - welches genau diese augenzwinkernd-schwelgerische Note hat, die dem Bond Theme fehlt.
Es handelt sich dabei um das 007 Theme, das John Barry usprünglich für FROM RUSSIA WITH LOVE komponierte, und das in vier späteren Filmen zu hören war: THUNDERBALL, DIAMONDS ARE FOREVER und MOONRAKER.
Barry hatte mit seinen John Barry Seven das von Elmer Bernstein komponierte Theme von THE MAGNIFICENT SEVEN (Die glorreichen Sieben) gecovert und damit einen Chart-Erfolg gelandet, bei dem sieben Beats während des gesamten Stückes wiederholt werden. Im 007 Theme verwendete Barry ebenfalls sieben sich stetig wiederholende Beats. (Interessanterweise kommt sowohl das Elmer-Bernstein-Stück als auch das 007-Thema in Moonraker vor.) Ein Musikkritiker beschrieb den Grundrhythmus des Stücks als "telegraph-style", insofern passend zu einer Dechiffiermaschine als McGuffin in FROM RUSSIA WITH LOVE.
Wobei man natürlich auch sagen muss, dass es in jedem Bondfilm idealerweise auch noch ein eigenes ein individuelles Hauptthema gibt - oft auf dem Titelsong basierend - das dann eben diese eher mitreißenden oder romantischen Funktionen erfüllt. Vielleicht war das ein Grund, warum Barry selbst es in seinen drei Bondarbeiten nach 1979 nicht mehr einarbeitete. Vor allem die Instrumentalversionen von A View To A Kill und The Living Daylights klingen wunderbar heroisch und einprägsam. Später gelang das auch David Arnold mit den Versionen von Surrender in TOMORROW NEVER DIES und You Know My Name in CASINO ROYALE.
Das Thema eignet sich vor allem für größere Actionszenen, besonders Verfolgungsjagden. In Liebesgrüße aus Moskau hört man es zweimal, während des Kampfes im Zigeunerlager und während des Diebstahls der Lector in Istanbul. In Feuerball kurz während der Unterwasser-Schlacht, in Man lebt nur zweimal während der Luftaktion mit Little Nelly, In Diamantenfieber bei der Zerstörung von Blofelds Bohrinsel und schließlich in Moonraker bei der Bootsjagd im Amazonas-Dschungel. (Wäre es in letzterem Film nicht aufgetaucht, hätte man es als ein eigenes Thema für Sean Connerys Bond ansehen können. Auch eine interessante Idee: Ein eigenes Theme für jeden Bond-Darsteller.)
Gepasst hätte es theoretisch in vielen der nachfolgenden Filme. Während der Auto- und Cellojagd in Der Hauch des Todes zum Beispiel, der Panzerjagd in GoldenEye oder auch der Jagd zwischen Bond un Zao in Stirb an einem anderen Tag. Hier hätte es bei den vielen Zitaten und Hommagen auch Sinn ergeben. Es wäre schön gewesen, dieses Thema von verschiedenen Komponisten immer wieder neu interpretiert zu hören.
In den Craig-Filmen kann ich mir das Thema dagegen nur schwer vorstellen, da es - wie eingangs erwähnt - eher eine leichte, abenteuerliche und positive Note hat. Am ehesten vielleicht während der Verfolgungsjagd in Rom in Spectre.
Bei Barrys 007-Thema hatte ich sehr lange obskure Karl-May-Assoziationen und habe es deswegen erst spät schätzen gelernt. Anders als das Bond-Theme empfinde ich es aber als etwas altmodisch, sodass es nicht den Craig-Filmen vorgeworfen werden kann, dass es nicht mehr recht passt. Im SP-Trailer war die Autojagd noch mit einer OHMSS-Variation untermalt gewesen, und das war genial! Tatsächlich ist das OHMSS-Motiv - auch weil man bei dem Instrumental keine Textfragmente im Kopf hat und der Titel zu jedem Bond passt - für mich die einzige Melodie, die in ihrer Universalität und ihrem Groove mit dem Norman-Theme à la Barry auf Augenhöhe ist und dieses hätte beerben können (nachdem Barry den Rechtsstreit verloren hatte). Sollte nicht sein - einmal war es ein Titelthema, und dann auch noch das zum Lazenby-Bond ... Dass es in NTTD zitiert wird, ist einer der wenigen Aktivposten des letzten Films, aber andererseits auch schon fast übergriffig.
AntwortenLöschenJa, das OHMSS-Thema ist ziemlich genial. Michael Giaccino hat es ja in seinem Score für "Die Unglaublichen" etwas variiert. Die OHMSS-Zitate in NTTD empfinde ich leider als ähnlich ärgerliche Travestie wie die Khan-Verwurstung in 'Star Trek Into Darkness'. Weniger Hommage als vielmehr übergriffig-arrogante Aneignung einer Generation, die meint, es besser zu können, aber es eigentlich nicht mal wert ist, den Original-Machern die Schuhe zu putzen.
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