Sonntag, 19. November 2023

Alfred Hitchcock präsentiert: Roger Moore!

Roger Moore in Alfred Hitchcock presents: The Avon Emeralds
Sean Connery ist der einzige James-Bond-Darsteller, der mit Alfred Hitchcock arbeitete: 1964 in MARNIE, einem von Hitchcocks letzten Werken. Aber auch Roger Moore hat eine Hitchcock-Connection: Er trat in der von Hitchcock produzierten und moderierten Fernsehserie Alfred Hitchcock Presents auf. (George Lazenby trat 1989 in einer Neuauflage der Serie auf, die aber bis auf den Namen und nachcolorisierte Anmoderationen nicht mehr direkt mit dem Regisseur zu tun hat.)

Die Episode heißt The Avon Emeralds und wurde am 22. April 1959 ausgestrahlt. Im deutschen Fernsehen - für das leider nur ein Bruchteil der Folgen synchronisiert wurde - lief sie unter dem Titel Der Schmuck der Lady Avon. Sir Roger zieht alle Register als Inspector von Scotland Yard, der eine schöne Witwe davon abhalten will, mit einem Kollier nach Südfrankreich zu verschwinden - denn der britische Staat will damit Erbschaftssteuer eintreiben. Dementsprechend lässt er den Besitz einer Dame nicht mehr aus dem Auge. Der Anfang der Folge bietet so etwas wie ein Foreshadowing auf Roger Moores spätere Bondfilme.

Scotland Yard headquarter in Alfred Hitchcock präsentiert
Genau wie in vielen Bondfilmen sieht man nach der Eröffnung eine Straße in Whitehall, London, hier mit dem Hauptquartier von Scotland Yard. Das klassisch viktorianische Norman-Shaw-Building, in dem Londons legendäre Polizeieinheit bis 1967 beheimatet war, liegt tatsächlich in der Nähe des Old War Office, in dem Roger Moore dann zwei Jahrzehnte später als James Bond seine Aufträge entgegen nahm. Moores Charakter heißt hier Inspector Benson und wird zu Beginn von seinem Vorgesetzten - dargestellt von Alan Napier, dem späteren Butler Alfred in der Batman-Fernsehserie - für seine Mission gebrieft. Eine Szenerie, die durch das klassisch eingerichtete Büro in London ebenfalls schon etwas bondiges hat. 

Alfred Hitchcock Presents, Roger Moore, Alan Napier
Inszeniert wurde die Episode leider nicht von Alfred Hitchcock selbst, sondern von Bretaigne Windust, der insgesamt nur zweimal in der Serie zum Einsatz kam. Die halbstündigen Folgen waren meist auf eine einzige Wendung am Ende ausgelegt, die witzig oder makaber sein konnte. In dieser Folgen ist sie eher charmant, insofern war Moore hier eine sehr gute Besetzung. Überhaupt ist die Atmosphäre dieses typischen Katz-und-Maus-Spiels eher leichtfüßig. Für Moore war es zwischen Ivanhoe und Maverick einer der ersten Jobs in den Vereinigten Staaten. Lady Avon wurde von der Britin Hazel Court gespielt, einer 'Horror Queen' dieser Zeit, mit Auftritten in Frankensteins FluchSatanas oder Der Rabe - Duell der Zauberer, die Stephen-King-Fans durch mehrmalige Erwähnung in seinen Büchern bekannt ist.

Insgesamt ist die Serie als Meilenstein der Fernsehgeschichte sehr zu empfehlen. Hitchcock gelang als einem der ersten Regisseure sehr erfolgreich der Sprung ins Fernsehen. Die legendären, wunderbar selbstironischen Auftritte des Altmeisters am Anfang und am Ende jeder Episode steigerten seine Bekannt- und Beliebtheit enorm. Einige der 18 Folgen, die Hitchcock selbst inszenierte, gefallen mir sogar besser als so mancher Spielfilm. Darunter etwa Breakdown mit Joseph Cotton oder Revenge mit Vera Miles. Für einige der besten Episoden wurden Kurzgeschichten von Roald Dahl verfilmt, der auch das Drehbuch zu Man lebt nur zweimal schrieb. Auch viele andere Stars traten hier auf, wie William Shatner, Clint Eastwood, Robert Redford oder Christopher Lee. Anthologie-Serien waren in den 1950ern zwar sehr beliebt - immerhin hatte auch Bond seinen ersten Auftritt in einer typischen solchen, Climax! -, aber vieles von der Art, wie hier Mystery-Geschichten präsentiert werden, nahm die legendäre Show The Twighlight Zone voraus.

Sehr interessant ist die Serie auch für die Einblicke in den Alltag der Mitt-Fünfziger und frühen Sechziger. So wird etwa selbstverständlich am Familientisch geraucht. Auch die horrenden Erbschaftssteuern, die damals in Großbritannien üblich waren, werden in dieser Folge aufs Korn genommen. 

Manchmal frage ich mich, ob Ian Fleming manchmal sonntags die Serie einschaltete und dort Roger Moore sah. Oder was er überhaupt von ihm als Darsteller hielt. 

Alfred Hitchcock presents Intro
Hitch muss sich verabschieden

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