Vor einigen Tagen verkündete Bond-Produzentin Barbara Broccoli laut dem Magazin Deadline, dass es mindestens zwei Jahre dauern werde, bis man überhaupt ein Drehbuch in Auftrag geben könne, da man James Bond komplett neu erfinden müsse. Vielen Fans stößt es sauer auf, dass sie so lange auf ein neues Bond-Abenteuer warten müssen, immerhin addieren sich zu diesen 'mindestens' zwei Jahren ja dann noch die komplette Produktion samt Drehbuch-Entwicklung, Casting, etc. Auch das "neu erfinden" löst bei vielen Unwohlsein aus, ist Bond doch eigentlich als Charakter nach 60 Jahren Film- und fast 70 Jahren literarischer Geschichte mehr als klar umrissen. Aber sind die Fans in diesem Punkt nicht etwas kleinlich? Bond & Beyond versucht einen Gegenpol zum allgemeinen Lamentieren.
Dass das von Albert R. Broccoli und Harry Saltzman auf Basis der Werke von Ian Fleming geschaffene Franchise 2022 ein beachtliches Jubiläum von sechs Dekaden feiert, heißt noch lange nicht, dass die beiden jetzigen Produzenten in diesem Jahr irgendetwas besonderes präsentieren müssen. Im Gegenteil, dass sie uns wissen lassen, dass sie überhaupt beabsichtigen, über die Zukunft des Franchise' nachzudenken, sollte die Fans eigentlich mit Dankbarkeit erfüllen.
Viele Fans knüpfen Erwartungen an zukünftige Bondfilme und bemerken nicht, dass sie damit zu toxischen Fans werden. Im Buddhismus wurde schon vor Jahrhunderten erkannt, dass das Verlangen an sich der Ursprung allen Leidens ist. Bereits der Umstand, dass man sich Dinge wünscht, führt zu Unglück und Unzufriedenheit. Man kann als Fan nur dann zufrieden und für das Franchise von Nutzen sein, wenn man sich allein über die unverdiente Güte freut, dass überhaupt ein neuer Film angedacht wird. Irgendwann, vielleicht auch erst nach unserem kurzen irdischen Dasein. Denn es ist wie so vieles im Leben nicht selbstverständlich.
Dieses toxische Verhalten ist auch ganz allgemein zu beobachten, und es lähmt die Wirtschaft täglich. Unzählige Unternehmen haben mit dieser Art von toxischen Stammkunden zu kämpfen. Menschen, die meinen, nur weil sie öfter bei dem Unternehmen gekauft haben, ihm vertrauen und für ein Produkt bezahlt haben, auch bei neuen Produkten und Dienstleistungen einen Anspruch auf längst überholte Vorstellungen von 'Qualität' oder 'Funktionalität' zu haben. Diese toxischen Kunden gleichen in dem Punkt Kindern, die immer wieder dasselbe haben wollen und jammern, wenn ein Fernseher etwa mal nicht so tadellos funktioniert wie in der glorifizierten Vergangenheit. Oder wenn eine Packung Küchentücher mal nicht wie gewohnt acht Rollen enthält, sondern zum selben Preis nur noch sechs. Sie verstehen nicht, dass die Unternehmen hier mit der Zeit gehen müssen, und dass sich die Produkte auch früher schon veränderten.
Seien wir doch einfach dankbar dafür, dass die Produzenten beabsichtigen, nachzudenken, und schätzen wir den mentalen Kraftakt des Nachdenkens nicht gering! Vielleicht wäre es an der Zeit, auch für die viel zu unterschätzte Kunst des Nachsinnens eine eigene Kategorie bei den jährlichen Academy Awards einzuräumen. Wie ein weiser alter Philosoph, der sich zum Meditieren in eine Höhle zurückzieht, oder wie der Supercomputer in Per Anhalter durch die Galaxis, werden die Macher zu einem Zeitpunkt, der ihnen passend erscheint, uns wissen lassen, wie es mit Bond 42, ähm, 26 weitergehen wird.
Bis dahin steht es uns nicht zu, nur weil wir ein Leben lang Geld für Dinge ausgegeben und viel Lebenszeit dafür eingesetzt haben, auch nur irgendetwas zu erwarten! Der Satz James Bond will return und die Zusicherung, nachdenken zu wollen, sind bereits der größte Gnadenerweis, den Fans in einem Jahr wie diesem erwarten dürfen!
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