Mittwoch, 22. Juni 2022

Der a-ha-Effekt

Vor 35 Jahren, am 22. Juni 1987, wurde der Titelsong für THE LIVING DAYLIGHTS von der norwegischen Gruppe a-ha veröffentlicht. Auch das Musikvideo dazu erschien an dem Tag, das in der legendären 007-Stage in Pinewood gedreht wurde. Obwohl die Zusammenarbeit zwischen dem norwegischen Trio und Bond-Altmeister John Barry von beiden Seiten als äußerst schwierig beschrieben wird und Kritiker den Song nicht mögen, ist es einer meiner Lieblings-Titelsongs des Franchise.

Der Dokumentarfilm A-HA - THE MOVIE von 2021 gibt ein paar Einblicke in die Entstehung des Songs.



Das Video wurde vom irischen Regisseur Steve Barron inszeniert. Berühmt wurde er mit wegweisenden Videos unter anderem für Michael Jackson (Billie Jean) oder die Dire Straits (Money for Nothing). Für a-ha hatte er 1985 das legendäre Video für Take On Me inszeniert, dessen aufwändige Rotoscope-Post-Produktion ganze 16 Wochen dauerte. Das genial konzipierte Video verhalf der bereits vorher zweimal erfolglos veröffentlichten Single dank MTV-Dauerrotation zum weltweiten Chart-Erfolg.

Das Musikvideo zu The Living Daylights enthält ebenfalls für die damalige Zeit beeindruckende Spezialeffekte, die aber eher wie Werbung für das gezeigte Filmstudio wirken. Was auch dem sehr engen Zeitplan der Band geschuldet war. Trotzdem für mich eins der besseren Musikvideos zu Bondtiteln. 

In Bezug auf die Credits für das Schreiben des Liedes gab es Uneinigkeit zwischen der Band und Filmkomponist John Barry. Der Songschreiber der Band, Paul Waaktaar, legte nach eigenen Angaben eine fast fertige Komposition vor, an der Barry nur noch Details änderte. Trotzdem erhielt Barry einen Credit als Songschreiber - etwas, das ihm zuvor auch die Band Duran Duran vorgeworfen hat. 

Die Arbeit am Song wird von beiden Seiten als "pain in the ass" beschrieben. Barry haderte vor allem damit, dass es keinen Bandleader gab und er es mit drei auftrumpfenden Persönlichkeiten zu tun hatte. Er beschrieb es als "Ping-Pong mit vier Bällen". In einem Interview verglich er die Band mit der "Hitlerjugend" - für einen geadelten Briten ein bemerkenswerter Ausrutscher, der auf nicht gerade wenig negative Emotionen schließen lässt.

Die  Band hingegen bezeichnet ihn in Interviews zum Film A-HA - THE MOVIE als großen Diktator, der nicht mit selbstbewussten Bands wie a-ha oder auch Duran Duran umgehen konnte. Etwas schade an dem Film ist, dass es bei dieser sehr negativen Einschätzung bleibt, und spätere Aussagen von Paul Waaktaar, nach denen Barrys musikalische Einfälle sehr gut waren und den Song überhaupt erst bondig machten, nicht erwähnt werden. Der Umstand, dass die Band schon aus Prinzip nicht das machte, was Barry vorschlug, und sich seinerzeit auch sonst eher uninteressiert bis negativ über den Film äußerte, lässt schon auf eine enorme Arroganz seitens der Mitglieder von a-ha schließen.

Obwohl ich a-ha sehr mag und ihre Musik über die Jahre genossen habe, sie mehrfach live erlebt habe und auch The Living Daylights als einen der besten Bondtitel empfinde, wirken sie in dem Punkt doch etwas zweifelhaft. Man spürt in dem Dokumentarfilm, dass der Umstand, dass die Drei von Anfang an um den Status als Bandleader kämpften, nicht nur ihre Arbeit mit externen Musikern wie Barry negativ beeinflusste, sondern auch ihre eigene. Sie sagen selbst, dass Freundschaft nur ein Teil von a-ha war, nie die Basis. Spürbar wird das in jüngerer Zeit auch durch häufige Auflösungen und Wiedervereinigungen.

Nichtsdestotrotz mag ich den Song sehr, auch wenn die meisten 'Kritiker' ihn - genau wie die Band - größtenteils eher hassen. Ich sehe ihn weder als Abklatsch von A View To A Kill noch als peinliche Verneigung vor dem Pop-Zeitgeist. Im Gegenteil, ich finde ihn wesentlich zeitloser als so manchen neueren Beitrag. Im Gegensatz zu vielen anderen Bondinterpreten ist der Song auch nicht nur regelmäßiger Teil der Live-Auftritte von a-ha, sondern auch ein Höhepunkt.

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