Interessant sind neben Fukunagas etwas kontroverser Meinung zum Bond der 1960er Jahre Informationen über die Beteiligung von Regisseur Danny Boyle (YESTERDAY) am Film.
Der britische Oscar-Regisseur Danny Boyle bot sich Anfang 2018 an, die Regie des fünften Bondfilms mit Daniel Craig nach einer eigenen Idee zu übernehmen. Dafür wurde das bis dahin bereits in fortgeschrittenem Stadium befindliche Drehbuch der Stammautoren Purvis und Wade ad acta gelegt. Im August desselben Jahres gab Boyle dann allerdings bekannt, dass er aufgrund kreativer Differenzen mit den Produzenten doch nicht Regie führen möchte. Später wurde bekannt, dass die Produzenten daraufhin sogar erwogen, die Produktion ganz abzubrechen. Allein dieses halbjährige Intermezzo vor mehr als drei Jahren - lange vor Corona - zeigt die unglaubliche Odyssee dieses Films.
Seinerzeit wurde viel gemutmaßt über Boyles Gründe für den Ausstieg. In Interviews deutete er an, dass er sich dem Romanbond mehr verpflichtet fühlt als dem filmischen. Gerüchte besagten sogar, dass er Bond am Ende sterben lassen wollte - ähnlich wie Ian Fleming selbst mit dem Roman Liebesgrüße aus Moskau. Angeblich befanden die Produzenten dann allerdings, dass es für Bond noch keine Zeit zu sterben sei.
Kontroversen gab es offenbar auch um Boyles Stamm-Autoren Andrew Macdonald und seine Wahl für den russischen Gegenspieler - den Polen Tomasz Kot. Später wurde bekannt, dass für Boyles Bond schon größere Kulissen gebaut waren, darunter ein russisches Gefangenenlager und eine Raketenrampe.
Der Bericht über Cary Fukunaga gibt nun etwas Licht in diese Angelegenheit: 'With Boyle, there was a deviation of visions. His version was more tongue-in-cheek and whimsical. Broccoli and Wilson wanted something more serious for Craig’s final outing. After more meetings with the producers, Fukunaga had the job, one of the most coveted helming assignments in Hollywood. “I wrote Danny, and he gave me his blessing, wished me well and was really, really cordial,” he says of the email exchange.'
Boyle wollte also trotz seiner Affinität zum literarischen Bond Craigs finalen Auftritt eher ironisch und - worauf das Wort whimsical auch schließen lässt, augenzwinkernd phantastisch machen. Und Fukunaga war dann trotz seines Ausflugs in das Ironisch-Skurrile mit der Miniserie Maniac der Mann für das Drama. Fukunaga gibt auch an, dass er mit Filmen wie Im Geheimdienst Ihrer Majestät und Casino Royale mehr anfangen kann als mit dem Bond, der ironisch die Augenbraue hebt. Das hatte ich tatsächlich anders eingeschätzt, zumal er auch einmal angab, dass er mit dem Bond der 1980er aufwuchs und Im Angesicht des Todes (1985) sehr schätzt. Ich wäre sehr neugierig darauf, wie Boyles Idee genau ausgesehen hat, aber das wird man vielleicht nie erfahren.
Nun startet Keine Zeit zu sterben endlich (und hoffentlich, immerhin weiß man das mittlerweile nie mehr so genau) am Donnerstag, dem 30. Oktober in den deutschen Kinos. Es dürfte wohl nach GoldenEye - der nach einer gleich langen Pause startete - der am meisten erwartete Bondfilm der Franchisegeschichte sein. Ein Novum ist neben der epischen Filmlänge von zwei-dreiviertel Stunden eine Fassung in 3D. Obwohl sich Produzentin Barbara Broccoli vor Drehstart dahingehend äußerte, dass 3D nicht zu Bond passe, entschied man sich nun wohl zwecks Erweiterung der Zielgruppe doch für eine nachträgliche Konvertierung. Da ich kein grundsätzlicher Verächter von 3D bin, hoffe ich auf eine gute Qualität und werde mir den Film auf jeden Fall auch in dieser Version ansehen.
Den Film nun tatsächlich nach Jahren des Wartens und mehreren verschobenen Startdaten noch diese Woche sehen zu können, hat etwas seltsam surreales. Ich hatte versucht, mir die Vorfreude abzugewöhnen, aber nun ist sie doch wieder da. Und natürlich werde ich an dieser Stelle eine Rezension schreiben.
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