Sonntag, 4. Juli 2021

'Der Hauch des Todes' - Eine Fan-Theorie

Cellokasten from The Living Daylights
Cellokasten im Motormuesum
in Beaulieu
Das Ende des Bondfilms THE LIVING DAYLIGHTS (Der Hauch des Todes, 1987) zeigt ein Konzert der tschechischen Cellistin Kara Milovy (Maryam d'Abo) in Wien, dass neben Bonds Chef M auch der ehemalige KGB-Chef General Anatol Gogol (Walter Gotell) und eine Gruppe Mujaheddin mit ihrem Anführer Kamran Shah (Art Malik) besuchen. Es handelt sich um eine Welt-Tournee von Kara als Solo-Künstlerin, worauf ein Plakat an ihrer Garderobentür hinweist.

Das war eigentlich ein beachtliches Novum in einem Bondfilm, dass eine 'Gespielin' von Bond nach ihrer Begegnung eine große Karriere macht. Die berühmte Cellistin Jaqueline du Pré hatte sich in den 1960er Jahren in dieser Männerdomäne behauptet und starb interessanterweise in genau dem Jahr, in dem der Film herauskam, fast vergessen. Seitdem gab es nicht viele Cellistinnen, die so berühmt waren, dass sie auf Welttourneen gingen. Maria Kliegel kommt noch in den Sinn, oder Hildur Guðnadóttir, die für ihre Filmmusik für JOKER mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Eins der vielen Details, die die Dalton-Bondfilme über den Durchschnitt hinausheben. Es ist allerdings auch in einer weiteren Hinsicht interessant.

Im Film hat man den Eindruck, dass Karas Konzert unmittelbar nach der Haupthandlung stattfindet, nach Bonds letztem Einsatz gegen des Waffenhändler Brad Whitacker. Als Bond sie ins westliche Ausland schmuggelt, ist sie allerdings nur eine Cellistin unter vielen, die in den Konzerten keine herausragende Rolle spielt. Koskov und Whitaker scheinen sie fördern zu wollen und schenken ihr ein Cello von Stradivari. Man könnte annehmen, dass ihre Flucht aus dem Ostblock zu einer Bekanntheit beigetragen hat, trotzdem ist es wahrscheinlich, dass der Weg von einer im Westen völlig unbekannten tschechoslowakischen Musikern zu einer Berühmtheit, die eine eigene Welttournee in renommierten Konzerthäusern wie der New Yorker Carnegie Hall finanziert bekommt, einige Zeit dauert. Wahrscheinlich nicht nur Monate, sondern Jahre. 

Es ist also naheliegend, dass THE LIVING DAYLIGHTS hier einen Blick in die Zukunft gab. Nur wie weit in der Zukunft? Wenn ein sowjetischer General und ehemaliger Geheimdienstchef und Mujaheddin-Kämpfer ohne weiteres nach Wien reisen und sich dort frei bewegen können, könnte es nicht sein, dass das nach dem Ende des Kalten Krieges und des sowjetischen Afghanistankrieges 1989 stattfindet? Vielleicht sogar Anfang der 1990er Jahre, also nach den Ereignissen in LICENCE TO KILL? Interessant wäre dabei vor allem der Gedanke, dass Bond nicht offiziell an der After-Show-Party teilnimmt, sondern sich in Karas Garderobe geschmuggelt hat. Vielleicht weil sein Status nach seinem Alleingang in der Sanchez-Affäre noch nicht wiederhergestellt ist? Nur ein Gedankenspiel, aber auch kein völlig abwegiges. Viele Fans hätten sich einen dritten Bondfilm von Timothy Dalton gewünscht, der für 1991 geplant war. Vielleicht ist die Vorstellung, dass man seinen Bond vielleicht Anfang der 1990er kurzzeitig zu sehen bekommt, ein kleiner Trost.

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