Bei Sean Connery sah man erstmals, wie der Ruhestand eines Darstellers konkret aussieht. (Wenn man David Niven im Klaumaukfilm CASINO ROYALE von 1967 mal ausklammert.) In NEVER SAY NEVER AGAIN (Sag niemals nie,1983) hat er sich mit Domino (Kim Basinger) auf den Bahamas zur Ruhe gesetzt und genießt jeden Tag um 17 Uhr einen Martini im Pool.
Bei George Lazenbys Bond kann ich mir eine weitere Entwicklung vorstellen, die der in den Romanen gezeichneten sehr nahe kommt. Dort fällt Bond erst einmal in ein tiefes Loch und ist traumatisiert. Nach einem längeren Aufenthalt in einem Sanatorium bekommt er noch eine berufliche Chance, indem er in den diplomatischen Dienst versetzt wird.
Bei Lazenbys Bond ist jedoch auch realistisch, dass er auf eigene Faust mit Hilfe von Tracys Vater Draco nach Blofeld sucht, um sich zu rächen. Eine ganz normale weitere Laufbahn beim MI6 ist von allen Darstellern bei ihm allerdings am wahrscheinlichsten.
Roger Moores Bond ist zuletzt mit Stacey Sutton in deren Haus nahe San Francisco zu sehen, in A VIEW TO A KILL (Im Angesicht des Todes, 1985). Aufgrund seines Alters kann man davon ausgehen, dass er kurz darauf den aktiven Dienst quittiert hätte. Allerdings kann ich mir nicht so richtig vorstellen, dass Moores Bond es lange mit Stacey aushält. Für viel wahrscheinlicher halte ich da, dass er nach Indien zu Octopussy (Maud Adams) zurückkehrt, mit der ihn viel mehr verbindet. Eine Insel voller schöner Frauen erscheint als der perfekte Rückzugs-Ort für den Bond von Roger Moore.
Durch seinen Lenin-Orden und seine Freundschaft zu General Gogol hatte sein Bond sicher auch gute diplomatische Beziehungen nach Russland. Vielleicht hätte er sich nach Ende des Kalten Krieges auch noch einmal mit Major Amasova (Barbara Bach aus Der Spion, der mich liebte) oder Pola Ivanova (Fiona Fullerton aus Im Angesicht des Todes) getroffen.
Bei Timothy Dalton halte ich es für nicht so selbstverständlich, dass er nach seiner Kündigung und seinem Rachefeldzug eine ganz normale Karriere in der Doppelnull-Abteilung fortsetzen könnte. In keiner auch nur halbwegs realistischen Filmwelt würde ein Geheimdienst einen Agenten nach so einer Aktion einfach so weiter beschäftigen. Und das Film-Universum von Dalton war ja nun mal vergleichsweise realitätsnah. Zumindest würde man ihn erst einmal sehr viele Tests absolvieren lassen und ihn analysieren, ähnlich wie im Roman Der Mann mit dem goldenen Colt nach Bonds Gehirnwäsche, oder auch im Film SKYFALL. Vor allem auch angesichts der ganzen Umstrukturierungen nach dem Mauerfall. Das wäre im Übrigen auch ein interessanter Ansatz für einen dritten Dalton-Bond gewesen: Bond muss sich seine Lizenz nach einem langwierigen Prozedere durch einen schwierigen Auftrag zurück erkämpfen. (Auch für GOLDENEYE wäre es ein reizvolles Konzept gewesen.)
Andererseits scheint Daltons Bond schon in Der Hauch des Todes seines Jobs überdrüssig zu sein. Er zweifelt die Entscheidungen des neuen M oft grundlegend an und verbündet sich eher mit Außenseitern, um seine eigenen Entscheidungen und moralischen Prinzipien durchzusetzen. Es wäre daher auch nicht völlig undenkbar, dass er gar nicht mehr zum MI-6 zurückkehrt, sondern seine Fähigkeiten in einem privaten Sektor einsetzt. Dass er mit Pam Bouvier eine längere Beziehung eingeht, wäre dabei auch sehr gut vorstellbar.
Der James Bond 007 von Pierce Brosnan war mit 49 ähnlich wie Roger Moore in einem Alter, in dem ein Ende des aktiven Dienstes nahe liegt. Die offizielle weitere Laufbahn inklusive Bürojob, vielleicht Leiter der Doppelnull-Abteilung oder Ausbilder von neuen Agenten, kann ich mir bei ihm aber genauso wenig vorstellen wie bei fast allen anderen Darstellern. Brosnans Bond ist vielleicht am ehesten der, der einfach das restliche Leben in seiner bestmöglichen Form genießt - sich an Anmut und Schönheit labt. Mit welcher Lady seiner Ära er das am ehesten realisieren würde, ist schwer zu sagen. Dafür war die Chemie mit allen Partnerinnen nicht so überragend. Vielleicht mit Jinx, wobei die auch noch mitten in ihrer Karriere war, und auch ein wenig zu sehr Superfrau. Vermutlich würde er mit irgendeiner unbekannten, wesentlich jüngeren Schönheit irgendwo in der Karibik Martinis und Margaritas schlürfen.
Daniel Craigs Bond ist nach Sean Connery der erste, bei dem das Ende des aktiven Dienstes im Film zu sehen ist. Am Ende von SPECTRE kündigt Bond, um sich mit Madeleine Swann ins Privatleben zurückzuziehen. Im neusten Bondfilm NO TIME TO DIE (Keine Zeit zu sterben, voraussichtlich 2020) wird er in diesem Ruhestand wieder gestört.
Das postulierte Karriere-Ende stellt dabei letztlich - ebenso wie der Beginn als Doppelnull-Agent - einen nicht zu unterschätzenden Tabu-Bruch innerhalb der über fünfzigjährigen Filmreihe dar. Was Konkurrenten von EON Productions einst auf einer Meta-Ebene lustvoll als Ende des Leinwandhelden zelebrierten, exerziert die "offizielle" Reihe nun selbst durch. Auch wenn sich momentan die Götter der Filmkunst dagegen zu sträuben scheinen, das auch wirklich auf den Leinwänden wahr werden zu lassen.
Der James Bond 007 von Pierce Brosnan war mit 49 ähnlich wie Roger Moore in einem Alter, in dem ein Ende des aktiven Dienstes nahe liegt. Die offizielle weitere Laufbahn inklusive Bürojob, vielleicht Leiter der Doppelnull-Abteilung oder Ausbilder von neuen Agenten, kann ich mir bei ihm aber genauso wenig vorstellen wie bei fast allen anderen Darstellern. Brosnans Bond ist vielleicht am ehesten der, der einfach das restliche Leben in seiner bestmöglichen Form genießt - sich an Anmut und Schönheit labt. Mit welcher Lady seiner Ära er das am ehesten realisieren würde, ist schwer zu sagen. Dafür war die Chemie mit allen Partnerinnen nicht so überragend. Vielleicht mit Jinx, wobei die auch noch mitten in ihrer Karriere war, und auch ein wenig zu sehr Superfrau. Vermutlich würde er mit irgendeiner unbekannten, wesentlich jüngeren Schönheit irgendwo in der Karibik Martinis und Margaritas schlürfen.
Interessanterweise war das Konzept eines James Bond im Ruhestand bis dato nur in "inoffiziellen" Bondfilmen zu sehen, die nicht nur außerhalb der EON-Filmreihe entstanden, sondern auch in erklärter Opposition dazu. Ein Agent 007 am Ende seiner Karriere war immer automatisch eine Kampfansage an das "offizielle" Franchise, das in einer metaphysischen Art und Weise einfach ein ewiges Wirken von Bond voraussetzte, und das Weitergeben des Staffelstabes als essentielles Erfolgsprinzip des Franchise' niemals Frage stellte.
CASINO ROYALE von 1967 postulierte einen literarischen Ur-Bond, dessen Namen und Ruhm von nachfolgenden Agenten benutzt wird - was in gewisser Weise die weitere Entwicklung des Franchise vorausnahm. Während NEVER SAY NEVER AGAIN (Sag niemals nie, 1983) Sean Connery als einzig echten Ur-Bond darstellte, und damit einfach die Attitüde vieler Kritiker mit ins Filmuniversum nahm. Der Actionfilm THE ROCK (Michael Bay, 1996) zeichnete darüber hinaus eine Art alternativer Zukunft von Connerys Bond, in der als ehemaliger MI6-Agent über Jahrzehnte hinweg wegen seines Geheimwissens weggesperrt war.*
CASINO ROYALE von 1967 postulierte einen literarischen Ur-Bond, dessen Namen und Ruhm von nachfolgenden Agenten benutzt wird - was in gewisser Weise die weitere Entwicklung des Franchise vorausnahm. Während NEVER SAY NEVER AGAIN (Sag niemals nie, 1983) Sean Connery als einzig echten Ur-Bond darstellte, und damit einfach die Attitüde vieler Kritiker mit ins Filmuniversum nahm. Der Actionfilm THE ROCK (Michael Bay, 1996) zeichnete darüber hinaus eine Art alternativer Zukunft von Connerys Bond, in der als ehemaliger MI6-Agent über Jahrzehnte hinweg wegen seines Geheimwissens weggesperrt war.*
Daniel Craigs Bond ist nach Sean Connery der erste, bei dem das Ende des aktiven Dienstes im Film zu sehen ist. Am Ende von SPECTRE kündigt Bond, um sich mit Madeleine Swann ins Privatleben zurückzuziehen. Im neusten Bondfilm NO TIME TO DIE (Keine Zeit zu sterben, voraussichtlich 2020) wird er in diesem Ruhestand wieder gestört.
Das postulierte Karriere-Ende stellt dabei letztlich - ebenso wie der Beginn als Doppelnull-Agent - einen nicht zu unterschätzenden Tabu-Bruch innerhalb der über fünfzigjährigen Filmreihe dar. Was Konkurrenten von EON Productions einst auf einer Meta-Ebene lustvoll als Ende des Leinwandhelden zelebrierten, exerziert die "offizielle" Reihe nun selbst durch. Auch wenn sich momentan die Götter der Filmkunst dagegen zu sträuben scheinen, das auch wirklich auf den Leinwänden wahr werden zu lassen.
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* Wobei die Anspielung auf den Psychopathen Charles Manson als popkultureller Gag schon ziemlich geschmacklos war.
Wenn man "Sag niemals nie" und "The Rock" als Fortsetzungen des Connery-Bonds sieht hat er eine ähnliche Entwicklung wie jetzt Craig. Er setzt sich nach einer letzten Konfrontation mit SPECTRE mit einer Blondine zur Ruhe. Dann wird er verraten, muss nochmal in einen Einsatz und hat eine Tochter.
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