Donnerstag, 13. Februar 2020

Königsmord in Öl


           "There's no point in living
                                                           If you can't feel alive!"
                                                                                                                       (The World is not Enough, Garbage)
 


Bond-Marathon #20: THE WORLD IS NOT ENOUGH (1999)


Mit dem dritten Bondfilm mit Pierce Brosnan, Die Welt ist nicht genug, kehrte man nach dem kühl und actionlastig gestalteten Vorgänger wieder zurück zu einer klassischen Bond-Atmosphäre, variierte aber gekonnt Klischees der Formel. Zudem setzte man auch Motive aus Brosnans erfolgreichen Debüt GoldenEye fort, etwa mit Schauplätzen in der ehemaligen Sowjetunion, Gegenspielern aus dem Ex-KGB-Umfeld, der Freund/Feind-Thematik oder der Rückkehr von Valentin Zukovski.

Die Welt ist nicht genug markiert das Debüt für das Autorenduo Neal Purvis und Robert Wade (PLUNKETT & MACLEANE), die Bond statt Maschinengewehr wieder die altbewährte Walther gaben und ihn sowohl beruflich als auch menschlich mehr herausforderten. Dementsprechend war das Echo der meisten Kritiker und Fans zum Zeitpunkt der Veröffentlichung weitgehend positiv, und Purvis & Wade schrieben seitdem an jedem Bondfilm mit. Wie wirkt THE WORLD IS NOT ENOUGH, der zahlreiche Elemente der späteren Daniel-Craig-Ära vorwegnahm, heute?





THE WORLD IS NOT ENOUGH kulinarisch

Anlässlich des Besuches von Sir Robert King holt M den feineren Stoff aus dem Schrank: schottischen Talisker Whisky. Im Film gibt es endlich wieder einmal eine denkwürdige Szene, in der Getränke oder Speisen eine handlungs-antreibende Rolle spielen: Durch eine chemische Reaktion an seinen Fingern, die durch das Eis für seinen Drink ausgelöst wurde, erkennt er Sprengstoff. Eine klassische Bond-Idee. Wobei ein vollendeter Connaisseur wie Bond das Eis eigentlich nicht mit den Fingern nehmen würde.

Interessanterweise gibt es später einige Szenen mit Elektra, in denen sie Eiswürfel als erotische Stimulation benutzt. Insofern könnte man die toxisch wirkenden Eiswürfel in der Vortitelsequenz als eine Andeutung auf eine Involvierung von Elektra in das Attentat sehen.

Valentin Zukovski aus GOLDENEYE ist hier in die Kaviarproduktion eingestiegen und verkauft ihn unter der Marke Zukovskis Finest.



Im Vorfeld: Auf welche Elemente freue ich mich? Auf welche nicht? 

Während ich in den 1990ern Der Morgen stirbt nie als Verbesserung gegenüber GoldenEye empfand, stellte Die Welt ist nicht genug in der damaligen Wahrnehmung noch mal einen entscheidenden Sprung nach vorn dar. Der Film hatte einige innovative Ideen, allen voran im Bereich der Gegenspieler. Und im Gegensatz zum Vorgänger bemüht er sich um eine klassische Atmosphäre, während er gleichzeitig die Formel nicht nach Schema F bedient.

Viele Aspekte des Films sah ich mittlerweile aber etwas kritischer und nüchterner. In der Nachwirkung wurde der interessante thematische Ansatz oft durch einen Schenkelklopfer-Humor torpediert, der sich manchmal bedrohlich Austin Powers nähert. Der mittlere Part des Films hängt etwas durch bis in dunkelste Bunkergewölbe hinein, und ganz allgemein lässt der Reiz wie beim Vorgänger gegen Ende nach.


Bewertungen:

Einführungssequenz / Vortitelsequenz14/15

Das Dach des Millennium Domes
Die Sequenz gefällt mir sehr gut und zählt zu meinen Favoriten. Grundsätzlich ist sie sicher etwas zu lang und dramaturgisch zu wenig auf einen Aspekt fokussiert. Das lag daran, dass die ursprünglich als Sensation der Sequenz erdachte Actionszene zu wenig spektakulär war. Die Bonddrehbuch-Debütanten Neil Purvis und Robert Wade wollten weg von den Pyro-Orgien und wieder hin zu knackigen Teasern. Aber ein Sprung aus dem Fenster war dann doch etwas zu unspektakulär.

Und so nahm man die für den Titel geplante Bootsjagd noch in die Sequenz mit hinein, und musste alles straff zusammenkürzen. Dadurch leidet insgesamt etwas das Erzähltempo, trotzdem ist das Attentat im MI-6-Gebäude und die Jagd auf der Themse sehr schön ausgedacht und spektakulär gefilmt.

Titelanimation12/15
Von all den grundsätzlich sehr gelungenen Titeln von Daniel Kleinman gefällt mir dieser etwas weniger. Öl ist zwar ein zentrales Thema, macht optisch aber für meinen Geschmack nicht so viel her. Ölige Oberflächen haben zwar interessante Farbenspiele, erinnern mich aber eher an Autowerkstätten. In einem Forum schrieb mal jemand spaßeshalber: "Ich mag Frauen lieber in Babyöl". Eine Vintage-Optik wie in CASINO ROYALE hätte ich vielleicht passender gefunden.



Allow me to intruduce myself...

Einführungsszene von Bond: 11/15
Zum ersten Mal ist Bond bereits in der Aufblende der Gunbarrel-Sequenz zu sehen. Etwas unelegant und sicher den Kürzungen in der Vortitelsequenz geschuldet. Trotzdem in dieser Direktheit auch mal etwas Neues.

Einführungsszene des Haupt-Bondgirls: 10/15
Sophie Marceau 1996
(Urheber: Georges Biard)
Christmas Jones taucht erst vergleichsweise spät auf, fast in der Mitte des Films. Man sieht sie zuerst in Schutzkleidung, die sie dann ablegt. Eine Szene, die klar auf die optischen Reize von Denise Richards konzentriert ist.

Einführungsszene des Gegenspielers12/15
Man sieht Elektra King zuerst auf der Beerdigung ihres Vaters. Später recherchiert Bond ihre Vergangenheit und trifft sie dann in Aserbaidschan.

Einführungsszene des Haupt-Henchman11/15
Viktor Zokas ist eigentlich nicht der klassische Henchman, auch wenn er dem im Kontext der Geschichte am ehesten entspricht. Nach einer effektvollen Vorausschau als Hologramm taucht er in natura inmitten eines natürlichen Erdgasfeuers auf: dem 'Devil's Breath, das vom aserbaidschanischen Yanar Dağ nahe Baku inspiriert wurde, jedoch im Garten von Pinewood realisiert. Die Szenerie erinnert prinzipiell an Alecs Auftritt in GOLDENEYE.


Besetzung und Schauspiel

Darstellung von James Bond12/15

Pierce Brosnan hat einige sehr gute Szenen, aber leider auch viele, in denen sein Spiel etwas zurückhaltender sein müsste. Hier wäre ein Regisseur mit einer besseren Schauspielführung vonnöten gewesen, der ihn etwas bremst. Das Potential für einen schauspielerisch überdurchschnittlichen Film war auf jeden Fall vorhanden. Brosnan bemüht sich oft zu sehr, Bonds Empfindungen sichtbar zu machen. Das merkt man zum Beispiel jedes Mal, wenn er fällt und den Zuschauer deutlich daran erinnert, dass seine Schulter verletzt ist.

Gibt es Szenen, in denen Bond weniger sympathisch erscheint?
Zwei Szenen, die mir schon seit der ersten Kinosichtung ein bisschen unangenehm aufstoßen: Zum einen als Bond den Leibwächter von Zukovski entwaffnet und mit dessen Messer an den Tresen heftet, zum anderen als er mit dem Kopf eines Gegners an eine Tür klopft. Beides wirkt auf mich etwas zu ausgestellt brutal, um cool zu sein. Das Drehbuch ist hier auf Bonds Seite, so dass er solche Gags eigentlich nicht nötig hätte, ebenso wie so mancher Oneliner.

Darstellung des Gegenspielers: 13/15

Sophie Marceaus Darstellung fand ich dieses Mal doch ziemlich gut und gelungen. Auch sie hat die eine oder andere Szene, in der sie ein bisschen zu dick aufträgt, vor allem während der Folterszene, aber ihr psychologischer Hintergrund ist insgesamt stimmig, und der Wechsel ihres Auftretens gut dargestellt. Wie sie bei anderen gezielt Schuldgefühle auslöst und dadurch Macht über sie erlangt, ist clever.

Clever ist auch die Besetzung mit Sophie Marceau, die mit ihrer Rolle als verliebte Dreizehnjährige in LA BOUM (1980) berühmt wurde und dieses mädchenhafte Image lange innehatte. (Wie sang die Gruppe Prag mal: Wir waren soooo verliebt in Sophie Marceau.)

Henchmen: 12/15
Fan-Art zum Film
Robert Carlyle wird als Victor 'Renard' Zokas effektvoll aufgebaut, verliert aber im Laufe der Handlung deutlich an Bedrohlichkeit. Hauptsächlich aufgrund der Story-Wendung, aber auch etwas durch Carlyles Auftreten. Vielleicht liegt es auch mit an seiner physischen Erscheinung, die ähnlich wie bei Donald Pleasence seinerzeit optisch aufgepeppt werden musste. Nichtsdestotrotz aber eine recht gute Darstellung.

Neben Renard gibt es noch ein ganzes Arsenal von Hench-Personen. Von 'Cigar Girl' Giuletta Da Vinci (Maria Grazia Cucinotta, von der man gern mehr gesehen hätte) über Lachaise, Gabor, Davidov, Akakievich oder Mr. Bull. 

Bondgirl: 9/15
Denise Richards, in den 90ern bekannt durch WILD THINGS und STARSHIP TROOPERS, ist keine begnadete Schauspielerin vor dem Herrn, aber das waren viele Bondgirls vor ihr ja auch nicht. Sie wirkt wie ein Lara-Croft-Double, was der angestrebten tiefgründigeren Erscheinung des Films nicht gut tut. So dreidimensional man Elektra zeichnet, so cartoonhaft wirkt sie leider. Letztlich finde ich sie aber auch nicht so ärgerlich.

Viel interessanter wäre es vielleicht gewesen, wenn das 'Cigar Girl' Miss Da Vinci aus der Vortitelsequenz überlebt hätte und Bond sich mit ihr verbündet hätte.

Helfer: 12/15
Valentin Zukovski aus GOLDENEYE kehrt zurück, wobei er mir bei seinem ersten Auftritt etwas besser gefallen hat. Dafür hat er einen guten Abgang.

Leider viel zu kurz taucht auch hier wieder Charles Robinson auf.


MI-6

Briefing-Szene: 14/15
Zum ersten Mal seit THUNDERBALL (Feuerball, 1965) sieht man hier eine Besprechung mit allen Doppelnull-Agenten. Darunter auch wieder eine Frau. Eine emotionale Szene mit gutem Konfliktpotential, dadurch dass Bond nicht einsatzfähig ist und M persönlich betroffen. Auch die folgende Besprechung mit der holografischen Projektion gefällt mir sehr gut. 

Moneypenny-Szene: 11/15
Die von Bond mitgebrachte Zigarre sollte sicher eine Anspielung auf die Lewinski-Affäre sein.

Q-Szene: 13/15
Letzter Auftritt für den allseits geliebten Bond-Veteranen Desmond Wilkinson Llewellyn, der durch seinen tragischen Unfalltod kurz danach eine vorausahnende, melancholische Note hat. Damit endete auch hier eine Ära. Kein späterer Darsteller reichte auch nur ansatzweise an seinen kultigen und liebenswürdigen Charme heran; Llewellyn hinterließ eine schmerzliche Lücke im Franchise.

Auch Monty-Python-Star John Cleese funktioniert nicht so richtig im Q-Labor. Zu cartoonhaft vertrottelt wirken seine Gags.


Dramaturgische Struktur

Ist das auslösende Ereignis stark und interessant genug? 14/15

Money makes the World go round... In diesem Fall die Story. Das Attentat auf Sir Robert King, das Bond unbewusst mit ermöglicht hat, ist eine der besten Szenen der ganzen Brosnan-Ära.

Hält der Film durchgehend eine gewisse Grundspannung aufrecht? 13/15

Finale allgemein: 9/15
Neft Daşları, oder Oil Rocks, eine in den 50ern gebaute
Stadt im Meer nahe Baku; aufgrund der Explosionen und
Zugangsbeschränkungen in Pinewood nachgebaut (wikipedia)
Nach der Konfrontation mit Elektra ist ein wenig die Luft raus, und es folgt wie im Vorgängerfilm nur noch ein Kampf in einer recht technisch-uninteressant wirkenden Lokalität. Durch das Spiel von Robert Carlyle und Bonds Taucheinsatz außerhalb des U-Bootes trotzdem besser. 








Gibt es eine Steigerung des Sensationswertes bis hin zum Finale, das alles andere überschattet? 7/15
Auch hier fehlt ähnlich wie TOMORROW NEVER DIES noch einmal eine Attraktion ganz am Ende.


Endkampf Bond - Henchman: 11/15

Der Kampf gegen Renard im kippenden und leckenden U-Boot ist okay. Durch die Reaktion von Renard auf Elektras Tod noch einmal interessant.

Endkampf Bond - Schurke: 14/15
Die finale Konfrontation zwischen Bond und Elektra ist der emotionale Höhepunkt des Films und auch eine der beste Szenen.

Wirkt die Auflösung nach dem Finale befriedigend? 7/15
Man gibt sich dafür etwas mehr Mühe als in den Filmen davor, und hat wenigstens noch einmal einen Ortswechsel. Aber dieser völlig vorhersehbare Christmas-Gag... autsch.

Ist Bonds ermittlerische Vorgehensweise glaubwürdig und zielführend? 13/15
Bonds Ahnung des Sprengstoff-Attentats sticht in diesem Aspekt heraus. Später sieht man ihn die Hintergründe der Entführung recherchieren, und er erkennt durch die Lösegeld-Summe die Verbindung zu Renard. Die Hintergründe der Verschwörung fordern seine Instinkte und ermittlerischen Fähigkeiten deutlich mehr heraus als in anderen Filmen.

An manchen Stellen erinnert Die Welt ist nicht genug hier an den klassischen Film Noir, wo ein Detektiv das undurchsichtige Spiel einer Femme Fatale durchschauen muss, für die er mehr empfindet als er sollte.


Allgemein


Bond-Feeling: 13/15
Von allen Bondfilmen mit Pierce Brosnan für mich hier am meisten ausgeprägt, dank einiger wirklich guter Ideen.

Fleming-Feeling: 10/15
Purvis und Wade muss man auf jeden Fall zu Gute halten, dass sie sich eingehend mit dem originalen Material auseinandergesetzt haben. Das merkt man nicht nur durch den Bezug auf das Familienmotto.

Dialoge/Humor: 9/15
Das ist leider einer der Schwachpunkte des Films. Fast alle Oneliner wirken bemüht und auf billige Lacher aus. Dabei sind die Dialoge zwischen Bond, Elektra, M und Renard eigentlich ziemlich gut. Hier wäre mehr Konsequenz zu wünschen gewesen.

Logik/Schlüssigkeit der Story: 12/15
Das Thema Erdöl und die Abhängigkeit der Welt davon ist gut umgesetzt. Ebenso die psychologische Komponente.


Handwerk

Produktions-Design: 12/15
Streckenweise recht gelungen und stilvoll. Das Innere des Jungfrauenturms mit dem antiken Folterinstrument ist sehr elegant, auch das Casino. Weniger gefallen mir Zukovskis Kaviarfabrik am Kaspischen Meer, die als reiner Studiobau erkennbar ist, und auch die Atombunkeranlagen in Kasachstan. Mit letzteren wollte man offenbar an die Optik der Chemiewaffenfabrik in GOLDENEYE anknüpfen.

Spezialeffekte: 10/15
Auch hier wieder gute Modellaufnahmen, vor allem mit dem U-Boot. Deutlich als Computeranimationen erkennbar sind dagegen beispielsweise die fliegenden Sägeblätter, die auf Zukovski zufliegen.

Action/Stunts: 12/15
BMW Z8 
In der Vortitelsequenz gewohnt sehr gut. Die Attacke der Paragleiter gefällt mir auch ganz gut, ebenso die Entschärfung der Bombe in der Pipeline. Nicht so toll ist dagegen der Angriff der Sägehubschrauber gegen Ende. Diese komplette Sequenz treibt die Handlung nicht voran und wirkt so, als ob man nur noch einmal den BMW und die ungenutzte Idee aus GOLDENEYE verwerten wollte.

Bildgestaltung: 11/15
Einmaliger Einsatz für den britischen Kameramann Adrian Biddle (ALIENS, 1492), der für THELMA & LOUISE für den Oscar nominiert war. Hier sticht die Bildgestaltung für mich allerdings nicht wirklich heraus.





Locations

Drehorte: 11/15

Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger TOMORROW NEVER DIES wirkt THE WORLD IS NOT ENOUGH in Bezug auf die Schauplätze erfrischend besser, wenn auch objektiv gesehen nicht auf dem Niveau früherer Filme. Bilbao ist gut eingefangen. Man kann aus dem Büro von Lachaise auf die Stadt sehen, und hat nicht den Eindruck, dass es ein leerstehendes Büro in Pinewood ist. Die Interieurs aller Gebäude haben zudem eine klassische, stilvolle Erscheinung. 

Die Drehorte der Bootsverfolgung sind sehr schön. Hier merkt man ebenso wie bei den Schottlandszenen - wo man die HIGHLANDER-Burg Eilean Donan Castle in Szene setzte - schon ein verstärktes Gefühl für einheimische Locations, das man später in SKYFALL noch einmal verfeinerte. 

Aserbaidschan, speziell Baku, ist dann bis auf ein paar 'establishing shots' wieder gedoubelt durch Orte in Spanien und Istanbul, während die Skiszenen traditionell in den Alpen realisiert wurden, in der Nähe von Charmonix. Sicherlich ist Film immer auch Illusion, aber wenn ein Hauptschauplatz der Handlung nicht echt ist, hat das bei einem Bondfilm für mich immer etwas unschönes. Auch die Kasachstan-Szenen spielen in Spanien, in der Halbwüste Bardenas Reales. Fans von Game of Thrones kennen diese imposante Gegend als das Dothrakische Meer aus Staffel 6, wo mit einheimischen Statisten beeindruckende Massenszenen entstanden.

Lokalkolorit: 9/15
In Bilboa und London sehr gut, in Aserbaidschan/Kasachstan verständlicherweise nicht wirklich, und auch das Istanbuler Safe House versprüht eher weniger authentische Atmosphäre.

Kombination: 12/15
Bilboa ist einer dieser Orte in Vortitelsequenzen, die an sich völlig austauschbar sind. Im Drehbuch spielte die Szene noch in der Schweiz. Aufgrund der weiteren Dreharbeiten in Spanien bot es sich jedoch an, vor allem auch als Trostpreis für die einheimische Bevölkerung. Die weiteren Orte ergeben sich dann aber folgerichtig aus dem Thema und der Story.



Musik

Titelsong: 13/15

Davids Arnold Komposition, interpretiert von der US-amerikanischen Grunge- und Alternative-Formation Garbage, wurde diesmal als Titelsong verwendet und erreichte in mehreren Ländern Top-10-Positionen; in Island sogar Platz 1. Nach Goldeneye und Surrender spiegelt er ebenfalls die Perspektive des Antagonisten wider, was hier sogar mehr passt als sonst.

Das Musikvideo zum Lied ist für mich das Beste aller Bondsongs, da es sehr stilvoll eine eigene Geschichte erzählt ohne die Standard-Filmeinblendungen.

Allgemein: 13/15
Die zweite Bondarbeit von David Arnold, die anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums im letzten Jahr eine Sonderausgabe erhielt (sie dazu hier). Die Untermalung der Vortitelsequenz gefällt mir sehr gut, ebenso die anderen Action-Tracks, wie Ice Bandits oder Pipeline. Auch die Musik zu Bonds Ankunft in Aserbaidschan mit der ägyptisch-britischen Sängerin Natacha Atlas ist ebenso schön anzuhören wie die Einarbeitung des Titelsongs.

Das Kaviar-Theme gefällt mir wie die gesamte Sequenz im Film weniger. Für die Credits schrieb Arnold zudem das melancholische Lied Only Myself to Blame, das ein bisschen an From Russia With Love erinnert. Funktioniert aber ebenfalls nicht hundertprozentig für mich. Nur für die japanische Ausgabe des Soundtracks schrieb die Alternative-Rock-Band LUNA SEA den Song Sweetest Coma Again, der auch allgemein ein bisschen Schwung und Moderne in den Soundtrack gebracht hätte.



Fazit - Gewonnen oder verloren?


In der chronologischen Reihenfolge der Bondfilme fällt auf, dass man sich die Kritiken zu den vorigen Filmen wirklich zu Herzen genommen und versucht hat, sich zu verbessern. Die ausgedehnten MG-Ballereien fallen hier völlig weg, ebenso Klischee-Charaktere wie auf den ersten Blick erkennbare Schurken und Helfershelfer. Man bricht durchaus reiz- und effektvoll aus dem Korsett der etablierten Bondformel aus.

Erstaunlich viele Elemente schatten bereits die Ära Craig voraus, ganz speziell SKYFALL: Ms Sünden aus der Vergangenheit, die sie einholen; das Spielen mit der klassischen 'Bondgirl'-Erscheinung; ein physisch angeschlagener Bond, der sich verliebt, oder ein verstärktes Bewusstsein für London und Großbritannien allgemein als Schauplatz. Den Mut für einen weiblichen Hauptgegner hatte man seitdem überhaupt nicht mehr, trotz allem Bohei um starke Frauen. Leider rechnet man mittlerweile der Ära Brosnan nur noch ihre Verfehlungen an und verdammt Brosnan und das Autorenduo Purvis & Wade, während die Ära Craig deutlich von den mühsam erworbenen Erfahrungen der Produzenten profitiert.

THE WORLD IS NOT ENOUGH hat mir diesmal deutlich besser gefallen als ich ihn in Erinnerung hatte. Das verhältnismäßig komplexe Beziehungsgeflecht zwischen Bond, Elektra, M und Renard, das insgesamt doch recht gut und ambitioniert interpretiert ist, gibt dem Film ein funktionierendes Grundgerüst. Natürlich wird dieser sehr gute Ansatz durch etwas aufgesetzt wirkende, cartoonhafte Gags oder nicht ganz vollendetes Handwerk getrübt. Man hätte eigentlich nur ein paar Stellschrauben justieren müssen, um aus dem Film den großen Bondfilm zu machen, der Connery, Moore und Craig vergönnt war. Vielleicht ein spektakulärerer Stunt in Bilbao, dadurch mehr Zeit für die Londonszenen und weniger für Redundanzen wie den Angriff der fliegenden Sägen, (bzw. vielleicht sogar lieber eine Verfolgungsjagd zwischen BMW und Helikoptern), eine besser ausgearbeitete zweite weibliche Hauptrolle und subtileren Humor. Vielleicht wäre das alles unter Martin Campbell geglückt.

Andererseits: Welcher Bondfilm ist schon perfekt? Die Gags sind immerhin besser als so manche Fettnäpfchen in MOONRAKER oder OCTOPUSSY. Vielleicht nimmt  man den Film - und die gesamte Ära? - oft etwas überkritisch wahr und übersieht ihre Meriten.



Gefühlt: 11,5/15
Errechnet: 11,36/15

Also zwischen 75 und 80  % und eine 2 mit Tendenz zur 2+: Die Leistungen entsprechen den Anforderungen voll.





James Bond will return in


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