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Dabei war die Schwangerschaft von Flemings zukünftiger Frau Anne O'Neill in doppelter Hinsicht der Auslöser dafür, dass sich Fleming endlich hinsetzte und 'the spy novel to end all spy novels' schrieb, was er seit Ende des Krieges plante. Zum einen trieb sie ihn in den Ehehafen, den Fleming bis dato mied (zu Recht, wie einige seiner Freunde und Freundinnen meinten). Wie Fleming oft in Interviews angab, war die Aussicht auf das Ende seines Junggesellenleben die Motivation, in Bond quasi die Freiheit und die Abenteuer weiter auszuleben.
Zum anderen war Fleming bereits 43 und hatte keine großen finanziellen Recourcen im Rücken. Wie wohl jeder Mann wollte er seinem Kind und seiner Frau etwas bieten können. Zumal Anne für ihn den wohlhabenden Pressebaron Lord Rothermere verlassen hatte. Die Ironie in Flemings späteren Leben ist, dass er es zwar mit Casino Royale zu Weltruhm und Wohlstand brachte, sein literarisches Schaffen ihm aber alles andere als Respekt von Anne und den intellektuellen Kreisen, in denen sie verkehrte, brachte. (Sie nannte seine Bücher oft Pornografie.)
Am 12. August 1952 erblickte Caspar Robert Fleming schließlich das Licht der Welt. Die Betreuung und Erziehung des Kindes überließen Ian und Anne größtenteils einer Nanny, die sich später daran erinnerte, dass Fleming als Vater überhaupt nicht zurecht kam. Während die Flemings auf Jamaika weilten, bleib Caspar daheim in London. Die Nanny nahm es Fleming auch übel, den Jungen mit einem Luftgewehr üben zu lassen, ihm an seinem Geburtstag die Mandeln entfernen zu lassen oder ihm vor dem Schlafengehen Schauer- und Gespenstergeschichten zu erzählen. (Ganz so herzlos war Fleming aber sicher nicht, denn einige der Gute-Nacht-Geschichten drehten sich um die Familie des Erfinders Caractacus Potts, die Abenteuer mit einem fliegenden Auto erlebt.)
Fleming richtete auch einen Trust für seinen Sohn ein, der ihn finanziell absichern sollte und die Filmrechte an Bond beinhaltete. Der Heranwachsende fiel zunehmend durch eigensinniges und aggressives Verhalten auf. Oft gab man ihm Barbiturate, damit er einschlief. Der Weltruhm von 007 beeinflusste sein Leben schon in der Grundschule: Caspar verkaufte Autogramme seines Vaters und Bond-Gimmicks und war fasziniert von der düsteren und kalten Erwachsenenwelt in den Romanen.
Ian Flemings Tod, ausgerechnet an Caspars 12. Geburtstag 1964, riss eine Wunde in das Leben des Sohnes, die nie heilte. Auf der einen Seite wurde er zu einem begabten Studenten mit Interessen für Literatur und Ägyptologie, auf der anderen entwickelte er eine Leidenschaft für Waffen. Mit 16 wurde er mit einem geladenen Revolver in Eton erwischt und rausgeworfen. Nicht untypisch für die späten Sechziger Jahre, kamen auch bald Drogen ins Spiel. Mit 21 hatte er schließlich Zugriff auf den von Ian eingerichteten Trust, der jedoch fast ausschließlich seine zunehmende Sucht finanzierte.
Caspar erbte außerdem Goldeneye, das er 1974 zum ersten Mal seit Ians Tod besuchte. Dort erfuhr von Seiten seines Vaters, die seine Mutter verheimlicht hatte, was zu einem Selbstmordversuch führte. Mit einer Überdosis schwamm er aufs Meer hinaus, wurde jedoch gerettet. Caspar kam in psychiatrische Behandlung, die zu dieser Zeit Elektroschocks noch als probates Heilungsmittel einschloss. Doch Caspars Entschlossenheit, seinem Leben ein Ende zu setzen, führte 1975 zu einem weiteren, diesmal erfolgreichen Suizidversuch mit einer Überdosis. Er hinterließ die makabre Nachricht "Wenn nicht diesmal, dann eben nächstes Mal".
Während Ian Flemings geistiges Kind James Bond zu einer Erfolgsgeschichte ohne Gleichen wurde, ist das Leben seines leiblichen Sohnes eher eine tragische und wenig bekannte Fußnote. Eine Ironie der Geschichte ist dabei, dass Ian Fleming selbst 9 war, als sein Vater Valentine an der Westfront starb und ihm nichts blieb als dem "Ruhm" eines Kriegshelden.
Auch Flemings ewige Junggesellenphantasie 007 zeugte im vorletzten Roman einen Sohn. Bezeichnenderweise ließ er Bond jedoch einen Gedächtnisverlust erleiden und in neue Abenteuer aufbrechen, noch bevor er überhaupt von seinem Nachwuchs erfahren konnte.
Buchtipp:
Andrew Lycett: Ian Fleming (Phoenix 1995, 2008)
Das Buch, das die Grundlage für die BBC-Mini-Serie FLEMING bildete. Obwohl in englisch und ziemlich eng bedruckt, ist es doch sehr spannend und flüssig zu lesen. Es bietet einen tiefgründigen Einblick in Flemings Leben.
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