Dienstag, 25. Februar 2014

Unser Mann in Pullach

Von James Bond gibt es eine interessante Querverbindung zu Karl May: Im Roman Man lebt nur zweimal benutzt Blofeld den Namen Shatterhand zur Tarnung. Ian Fleming wurde dazu durch ein deutsches Lokal names Old Shatterhand inspiriert, benannt nach dem Helden aus der Feder Karl Mays. Aber die Verbindung funktioniert auch in die andere Richtung: Der Darsteller des Old Shatterhand in den entsprechenden Verfilmungen, Lex Barker, verkörperte in einer der zahlreichen Eurospy-Produktionen 1967 eine Art deutschen James Bond. Der Film mit dem Titel MISTER DYNAMIT - MORGEN KÜSST EUCH DER TOD sollte in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesnachrichtendienst entstehen und das Image dieses nicht gerade schillernden Geheimdienstes aufbessern, wie jetzt eine Studie zur Geschichte des BND schildert.



Die Figur des Mister Dynamit genannten BND-Agenten Bob Urban wurde von Karl-Heinz Günther erdacht. Ein Agent des eher bieder wirkenden Bundesnachrichtendienstes ist selbst unter der Schwemme der Bondkopien ein Unikat. Der Autor sah es so: "Der Hauptmarkt für solche Bücher ist Europa. Nimm einen BND-Agenten, sagte ich mir. (. . .) Über die armen Kerle in Pullach schreibt kein Schwein." (Quelle: Sueddeutsche) Günther war bereits erfolgreich mit einer Romanreihe um "Kommissar X" im Geschäft, der als Konkurrenz zu Jerry Cotton gedacht war und ebenfalls im Zuge der Eurospy-Welle mehrmals für die Leinwand adaptiert wurde.

Das Drehbuch für MISTER DYNAMIT folgt dem Schema des Bondfilms THUNDERBALL. Eine Nuklearwaffe wird entwendet und der Westen erpresst. Robert 'Bob' Urban, der beste Mann des BND, wird mit der Ermittlung beauftragt. Gedreht wurde in München und Spanien. Eddi Arent verkörperte als Pendant zu Q den Waffenmeister des BND.

Die Studie von Bodo Hechelhammer zeigt, dass BND-Chef Reinhard Gehlen sich von dem Filmprojekt ähnliche Synergie-Effekte erhoffte wie die, die dem britischen MI6 noch heute trotz TEMPORA und Co nicht viel anhaben können. So einfach war es in Deutschland nicht. Obwohl viele der Eurospy-Filme zu internationalen Erfolgen wurden, klappte es im Fall von MISTER DYNAMIT leider nicht. 

Laut der Studie gab Produzent Theo Maria Werner an, dass die CIA seinem Film bereits Hilfe zugewiesen habe. Die Geheimdienste gegeneinander auszuspielen war dann doch eher das Spezialgebiet der Bondschurken. Der BND fragte beim CIA nach und erfuhr, dass es gar keine Hilfe gab. Damit platzte auch die Zusammenarbeit. Die zugesagten Drehgenehmigungen unter anderem für den Eingangsbereich des Nachrichtendienstes wurden zurückgezogen.

Ob der Flop des Filmes an der gescheiterten Zusammenarbeit mit dem BND lag, ist spekulativ. Zumindest blieb der Image-Gewinn für die Pullacher aus. Nichtsdestotrotz ein interessantes Kapitel aus der Zeit der Bonditis und der heißen Phase des Kalten Krieges.

Eine DVD des Films ist in Vorbereitung.

2 Kommentare:

  1. Das war auch Thema in der SZ ... http://www.sueddeutsche.de/kultur/mister-dynamit-morgen-kuesst-euch-der-tod-vier-teile-bourbon-ein-teil-wermut-1.1895470-2

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    1. Oh, sorry war ja auch oben bereits verlinkt. Ggf. einfach wieder löschen. :-)

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