Boyd erklärt: "He is a middle-aged man, a middle-aged spy, and that’s one of the things that interests me" und "I’m a realistic novelist and what interests me about Bond is the human being. There will be no mountains filled with atom bombs or global plagues, no gadgets, no superpowers or preposterous enemies – there will be an entirely believable psychopath, not a preposterous psychopath." - "And similarly with love affairs – in my novel they will be entirely believable."
Das heißt also ein 45jähriger James Bond mit glaubwürdigen Liebesbeziehungen, keine Gadgets, keine mit Atombomben oder Biowaffen gefüllte Berge und keine absurden Psychopathen. Der von Fleming in seinen Büchern beschriebene war bereits realistischer und menschlicher angelegt als der Bond der Filme, so realistisch allerdings auch wieder nicht. Ich habe kein Problem mit einem realistischeren Ansatz bei Bond, den ja auch bereits Jeffery Deaver verfolgte. Was mich bei solchen Aussagen über die so cartoonhafte Überzeichnung der Filme nur immer wieder wundert ist, dass a) bereits in den Fleming-Büchern ziemlich absurde Gegenspieler - wie der Dr.-Fu-Manchu-inspirierte Doktor No - sowie Weltbedrohungsszenarien mit A- und B-Waffen vorkommen, und b) die reale Welt der Politik und Spionage zum Teil nicht minder cartoonhaft wirkt. Wer jemals ein Spionagemuseum besucht hat, weiß welche phantasievollen und teils kuriosen Gadgets von realen Agenten benutzt wurden. Ein James Bond, der ohne Gadgets agiert, ist in dem Sinne eigentlich eher unrealistischer. Auch "bombengefüllte Berge" sind kein völliges Phantasieprodukt, wenn man nur an die unterirdischen Bunkeranlagen der Nationalsozialisten denkt, in denen an "Vergeltungswaffen" gearbeitet wurde, sowie die modernen Gegenstücke diverser Staaten. Und jemand wie Gaddafi beispielsweise mit seiner Theatralik und seinem weiß getünchten Gesicht würde als Filmbösewicht wohl auch eher absurd und grotesk, um nicht zu sagen unglaubwürdig, wirken. Nichtsdestotrotz freue ich mich natürlich auf Boyds Bond-Interpretation.
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