Auf den letzten Metern des vergangenen Jahres 2021 hat Spider-Man Bond in puncto Einspielergebnis noch locker überflügelt, mit Zahlen, als ob es keine Corona-Beschränkungen gäbe. Ich glaube, das liegt nicht nur an der allgemeinen Marvel-Manie. Dem Film wurde ein teilweise schon überzogener Fan-Service vorgeworfen, aber vermutlich liegt genau darin auch seine Stärke. Und damit beweist er, dass man einen Franchise-Beitrag vorrangig für Fans machen kann und trotzdem - oder gerade deshalb - ein großes allgemeines Publikum erreichen kann. Das Argument, dass man Bondfilme nicht für die Fans machen kann, entlarven solche Filme als opportunistischen Selbstbetrug. Das Gegenteil ist wahr: Wenn man einen Film macht, den die Fans lieben, trifft man automatisch die Seele eines Franchise und macht es auch für Normal-Zuschauer attraktiv.
Nun könnte man entgegnen, dass sich Marvel ja noch nicht mit diesen Generationen-Konflikten herumplagen muss wie das 60jährige Bondfranchise. Aber ist das wirklich der Fall? Sam Raimis erster Kinofilm kam vor 20 Jahren in die Kino - nach heutigen Maßstäben eine halbe Ewigkeit. Und Spider-Man selbst als Figur ist genau so alt wie der cinematische James Bond. Interessanterweise merkt man der Figur dieses Alter kaum an, und im Gegensatz zu Bond muss er und der Zuschauer nicht alle fünf Minuten daran erinnert werden, wie anachronistisch er angeblich ist. Comic-Fans jenseits der 50, die Generation um die 40, die die Raimi-Filme geliebt hat, und deren Kinder und Enkel sitzen zusammen im Kino und sind gleichermaßen begeistert. Ich muss leider gestehen: obwohl ich alles andere als ein Fan von Marvel und der invasiven Superhelden-Monokultur allgemein bin, erscheint mir dieses Franchise in Bezug auf den Umgang mit seinen Fans doch um Längen attraktiver.
Und ja, das Publikum für Spider-Man ist zum Teil auch wesentlich jünger und bringt auch die Eltern mit ins Kino. Aber genau das könnte Bond auch, wenn man es nur wollte - und könnte.
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