Sonntag, 13. Dezember 2015

Deutschland 83

Deutschland 83, Jonas Nay und Sonja Gerhardt
© Ufa Fiction
Beim Stichwort Deutschland 83 denken Bondfans wohl zuerst an Roger Moore im Clownskostüm und den Plan, eine Atombombe in einer Basis der US-Army in der Bundesrepublik zu zünden. Der Bondfilm OCTOPUSSY war 1983 erstaunlich nahe an der Realität, in der Reagans 'Reich des Bösen'-Rhetorik und NATO-Übungen wie Able Archer die Welt an den Rand eines Atomkriegs führten.

Zur Zeit läuft mit Deutschland 83 eine Miniserie im Fernsehen, die diese Zeit auf sehr spannende Weise aus deutscher Sicht zeigt. Seit ihrer Erstausstrahlung auf der Berlinale wurde sie weltweit mit großem Interesse und Kritikerlob wahrgenommen.



So lief sie in den Staaten schon vor dem Deutschlandstart, und Stars wie Tom Hanks schwärmen davon in Interviews. Für Variety ist es eine der 20 besten Serien 2015. Vom Format her eine horizontal erzählte Drama-Serie, wie sie spätestens seit Breaking Bad zu einem Zeitgeist-Phänomen geworden sind, erzählt sie ihre Geschichte aber nie mit einer übertriebenen Düsternis oder der auf Authentizität und Ernsthaftigkeit getrimmten 'Think Small'-Mentalität, die man sonst aus deutschen Landen kennt.

Bisher liefen auf RTL sechs Folgen, die man hier online anschauen kann. Leider mit eher enttäuschenden und sinkenden Einschaltquoten, weshalb ich hier auch ein bisschen Werbung dafür machen möchte. Ich finde es sehr schade, wenn gut gemachte deutsche Filme und Serien nicht ihr Publikum finden und der immer wieder erhobene Vorwurf "Deutsche Sachen sind langweilig" zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung wird.

Die Handlung um einen in die Bundeswehr eingeschleusten Agenten basiert auf dem realen Spion Rainer Rupp, der von der Stasi angeworben und unter dem Decknamen Topas geführt wurde. Rupp nahm später für sich in Anspruch, tatsächlich einen Atomkrieg verhindert zu haben.

Das bisher gesehene hat mir sehr gut gefallen. Es gibt eine Prise Nostalgie, die mir als Eighties-Fan sehr zusagt. Trotzdem ist die Thematik nicht ohne eine gewisse Aktualität. Immerhin wurde erst im September bekannt, dass die hierzulande stationierten US-Atomwaffen mit deutschen Steuergeldern erneuert werden.

Wer sich für Geschichte und die Spionagetätigkeit während des Kalten Krieges interessiert, sollte hier auf jeden Fall reinschauen. Aber auch wer einfach nur gut unterhalten werden möchte. Also für Bondfans grundsätzlich zu empfehlen. Der Vorspann mit Projektionen auf einem Körper greift immerhin spielerisch ein klassisches Bondmotiv auf. Ich hoffe mal, dass die Miniserie auf DVD und Bluray mehr Zuschauer findet. Zumal die klassische Fernsehaustrahlung mit festem Sendetermin ja eh nicht mehr heutigen Sehgewohnheiten entspricht.

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