"The King's Speech - Die Rede des Königs"
Gesehen im Theater Wolfsburg am 11. Januar 2013
Manchmal schreibt das Leben tatsächlich die besten Geschichten. Albert (Götz Otto, TOMORROW NEVER DIES, DER UNTERGANG), Herzog von York und Zweitgeborener des britischen Königs, leidet unter seinem Stottern. Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der das Radio einerseits Reden zu Millionen von Hörern übertragen kann, andererseits aber noch nicht so ausgereift ist, dass diese Reden vorher aufgezeichnet oder geschnitten werden können. Nachdem sein Bruder, der Thronanwärter David verhindert ist, muss Albert eine Rede im Wembley Stadion halten, wobei er kläglich versagt. Und das Schicksal kennt auch weiterhin keine Gnade mit ihm.
Nach dem Tod des Vaters besteigt sein Bruder zwar den Thron, dankt aber kurz darauf ab, um eine Amerikanerin zu heiraten (was als eine der großen Liebesgeschichten des 20. Jahrhunderts bezeichnet wurde). Und so muss Albert König werden, während das britische Volk in Kriegszeiten nach einem starken Mann verlangt, und der deutsche Feind einen teuflisch guten Redner aufbietet. Ein König, der hinter dem Mikrofon zum einsamsten und hilflosesten Menschen wird.
Hier kommt Lionel Logue (Steffen Wink, BARFUSS) ins Spiel, ein unkonventioneller australischer Sprachtherapeut.
Man könnte meinen, dass hier ein Theaterstück nach einem erfolgreichen Film geschrieben wurde. Doch tatsächlich war es umgekehrt. Der Autor David Seidler, der selbst unter Stottern litt, machte aus diesem Stoff ein Stück, unter Verwendung der Originalnotizen von Logue. Queen Mum bat ihn jedoch, mit der Veröffentlichung bis zu ihrem Ableben zu warten, und so lag das Stück jahrzehntelang in der Schublade. Schließlich wurde Tom Hooper (LE MISÉRABLES) darauf aufmerksam und machte aus dem Stück ohne den Umweg über die Bühne einen oscarprämierten Film.
Wenn man den Film gesehen hat, kennt man natürlich die Story, und hat auch Colin Firth und Geoffrey Rush in den entsprechenden Rollen vor Augen. Der 1,98-Meter große Götz Otto hat es noch zusätzlich schwer, hilflos und verzweifelt zu wirken. Doch Otto und Wink schaffen es, die Rollen völlig für sich zu vereinnahmen und das Publikum für zwei Stunden in den Bann zu ziehen. Sowohl den Sprachfehler als auch die blaublütige Steifheit verkörpert Otto mitreißend glaubhaft. Interessanterweise spielt Götz Otto, der mit der Rolle des Stamper in TOMORROW NEVER DIES international bekannt wurde, damit bereits zum fünften Mal einen König. Aber auch das restliche Ensemble überzeugt.
Für mich als Technikfan, den auch Bühnentechnik begeistert, stellt lediglich die schlichte und nur in Details variable Kulisse einen leichten Kritikpunkt dar. Andererseits wurde durch die fehlenden Bühnenumbauzeiten die Geschichte effektvoll auf das Wesentliche komprimiert, und man kann sich völlig auf das Spiel der Figuren konzentrieren.
Am Ende gab es verdientermaßen minutenlangen Jubel und Standing Ovations. Noch bis 15. März tourt das Theaterstück durch verschiedene durch verschiedene deutsche Städte
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