Sonntag, 16. September 2012

Überlegene Verbrechergehirne

Die Woche bin ich endlich mal dazu gekommen, die vier Bond-Hörbücher anzuhören, die Random House mit dem Sprecher Hannes Jaenicke herausgab. Leider sind die entsprechenden Romane - Casino Royale, Leben und sterben lassen, Dr. No und Goldfinger - drastisch gekürzt. Davon abgesehen ist es ein positives Hörerlebnis, da Jaenickes Stimme sehr gut zu Bond passt und er die Nuancierungen der verschiedenen wörtlichen Reden gekonnt interpretiert. Mal schauen, ob Jaenicke auch die neuen ungekürzten Hörbücher lesen wird, die Anfang 2013 bei Audio Lübbe erscheinen sollen. Ich würde es begrüßen - wobei unterschiedliche Sprecher wie bei den englischen BBC-Hörbüchern auch interessant wären. Bei "Der Spion, der mich liebte" würde sich beispielsweise eine weibliche Sprecherin anbieten.

Beim Anhören von "Dr. No" fiel mir auf, wie wenig intelligent und überlegen sich der gute Doktor eigentlich anstellt. Er löscht erstmal die jamaikanische MI6-Außenstelle komplett aus, was beim MI6 alle Alarmglocken schrillen lässt. Strangways lässt er sogar auf offener Straße ermorden, obwohl man ihn wie seine Sekretärin viel unauffälliger in seinem Haus hätte beseitigen können. Wäre es nicht viel klüger gewesen, ihn, oder noch besser seine Sekretärin, zu kaufen oder zu erpressen? Oder wenigstens nach dem Mord falsche Spuren für eine Flucht der beiden zu legen? Alle zu töten, die Dr. No in die Quere kommen und seine Insel betreten, mag Einheimische abschrecken, ist als langfristige Strategie aber doch sehr fragwürdig. Was nützt eine Tarnung als Naturfreund, wenn man Besucher von Naturschutzverbänden tötet. Eine zunehmend intensivere Untersuchung seiner Insel ist so praktisch nicht zu vermeiden. Da No nicht mobil ist und Technik im Wert von mehreren Millionen dort verbaut hat, nicht wirklich klug. Auch die Attacken auf Bonds Leben sind so ungenügend, dass sie seinen Forschungseifer eher beflügeln. Ein wirklich überlegenes Verbrecherhirn hätte Bond wohl einfach auf der Insel empfangen und ihm große Haufen Vogelmist gezeigt.

Aber immerhin waren die Nachfolger des guten Dr. No größtenteils nicht wirklich schlauer. Selbst ein Genie des Bösen wie Max Zorin wollte sich vom Tatort seines Superverbrechens mit einem Luftschiff entfernen, auf dem in großen Lettern sein Name stand.

1 Kommentar:

  1. Noch schlimmer ist es eigentlich bei Goldfinger. Er hat sowohl Bond als auch Tilly Masterson in seiner Gewalt und weiß, dass sie ihn töten wollten. Und lässt sich dann von Bond dazu überreden, beide für sich arbeiten zu lassen. Er lässt quasi einen britischen Agenten als Sekretär seines Supercoups arbeiten und diktiert ihm alle Einzelheiten der Aktion. Das ist schon arg unglaubwürdig. Im Film wurde das etwas besser gelöst, wie auch einige andere Details der Handlung.

    AntwortenLöschen