Make one dream come true, you only live twice."
(You Only Live Twice, Nancy Sinatra)
Bond-Marathon #005: YOU ONLY LIVE TWICE (1967)
Nach Terence Young und Guy Hamilton übernahm bei YOU ONLY LIVE TWICE (Man lebt nur zweimal) mit Lewis Gilbert ein neuer Regisseur das Ruder. Am Drehbuch arbeitete statt des bond-erprobten Richard Maibaum der Schriftsteller Roald Dahl, der für Eon Productions auch Ian Flemings Kinderbuch CHITTY CHITTY BANG BANG für die Leinwand adaptierte. Seine Version von Ian Flemings 11. Bondroman weicht erstmals stark von der Vorlage ab und fügt gewagte Science-Fiction-Elemente hinzu. Ein Vorgeschmack auf künftige Eskapaden der Reihe. Für Fans ist das bis heute ein Streitpunkt.
YOU ONLY LIVE TWICE kulinarisch
So unterschiedlich Roman und Film auch sind mit ihrem Blick auf Japan und James Bond, der traditionelle japanische Reiswein Sake kommt in beiden Versionen vor. Bond trinkt ihn einmal mit Tiger Tanaka und später noch einmal als Teil der Shinto-Hochzeitszeremonie. Mit Tanaka erwähnt Bond die 'richtige' Temperatur für Sake - 98,4 Grad Fahrenheit, was fast 37° Celsius entspricht. Das ist relativ warm und gilt heute eher als verpönt. Ende der 1960er setzten aufgrund des Reismangels nach dem Krieg jedoch noch viele Brauereien destillierten Alkohol zu. Die erhöhte Temperatur sollte das etwas übertünchen. Bei heutigem, wieder traditionell hergestellten Sake ist das Erhitzen nicht mehr nötig und wird nur noch im Winter und mit durchschnittlichen Weinen praktiziert. Die übliche Temperatur ist etwa 7 °C.
Konsumiert wird Sake aus flachen Trinkschalen, kleinen Bechern oder auch aus kleinen Holzwürfeln (Masu). Geschmacklich erinnert er an trockenen Sherry. Im Roman sagt Tanaka: Den ersten Becher Sake trinkst du, der zweite Becher trinkt den ersten und der dritte Becher trinkt dich.
Im Vorfeld: Auf welche Elemente freue ich mich? Auf welche nicht?
Man lebt nur zweimal war mein erster Bondfilm im Fernsehen 1986 (mehr dazu hier). Dementsprechend sehe ich ihn bis heute sehr positiv. Er hat einige der kultigsten Elemente überhaupt. Blofeld, Vulkan, Piranhas, Little Nelly, Japan. Dazu kommt die wunderschöne Musik.
Im Vergleich mit den Vorgängern ist die Handlung aber auch ziemlich abgehoben und unlogisch.
Bewertungen:
Einführungssequenz / Vortitelsequenz: 12
Titelmusik: 15
Titelanimation: 15
Symbiose aus Musik und Animation: 15
Die Vortitelsequenz ist solide. Ich mag die Raumschiff-Schluckszene, vor allem dank Barrys genialer Musik. Auch die Konferenz und Bonds Ableben sind gut. Der Song von Nancy Sinatra ist einer meiner absoluten Lieblinge. Bondfeeling pur. Auch sehr schön die Animation von Maurice Binder.
Einführungsszene von Bond: 11
Einführungsszene des Haupt-Bondgirls: 15
Einführungsszene des Gegenspielers: 15
Einführungsszene des Haupt-Henchman: 10
Wenn man Kissy Suzuki als Haupt-Bondgirl sieht, dann finde ich ihre Einführung im Zuge der Hochzeitszeremonie sehr gut gelungen. Diese ganze Sequenz ist wunderschön und hat eine eigene Magie. Blofelds erster Auftritt ist eine der ikonischen Szenen überhaupt.
Darstellung von James Bond: 11
Note 2. Das Drehbuch stellt Connery nicht wirklich vor Herausforderungen. Oft wird ihm auch eine gewisse Müdigkeit in Bezug auf die Rolle vorgeworfen. Das trifft nicht auf alle Szenen zu, aber gegen Ende und vor allem im Zusammenspiel mit Blofeld ist das für mich durchaus spürbar. Bei den Vorgängerfilmen gab es jeweils sehr schöne schauspielerische Duelle mit dem Gegenspieler mit viel Subtext. Das ist in diesem Film weniger der Fall.
Gibt es Szenen, in denen Bond weniger sympathisch erscheint? Keine Spezielle.
Darstellung des Gegenspielers: 11
Donald Pleasence ist okay, aber für mich nach der aufgebauten Spannung von vier Filmen auch eine leichte Enttäuschung. Auch vom Flemings Blofeld ist er ziemlich weit entfernt. Aber dafür kann Pleasence an sich nichts, und er macht insofern seine Sache gut.
Henchman: 11
Unsere Frau in Japan, Karin Dor, ist ebenfalls okay, aber nicht so überzeugend wie Fiano Volpe.
Bondgirl: 11
Helfer: 11
Der Gyrocopter 'Little Nelly' bei Bond in Motion |
Briefing-Szene: 12
Moneypenny-Szene: 11
Q-Szene: 12
Ms Büro in einem U-Boot ist einer dieser surrealen Gags, die man mag oder eben nicht.
Dramaturgische Struktur
Ist das auslösende Ereignis stark und interessant genug? 12
Von der Tricktechnik her ist die Weltraum-Kaperszene natürlich eher zum Schmunzeln aus heutiger Sicht. Wobei ich das auch nicht so schlimm finde. Im Vergleich zu 2001 - A SPACE ODYSSEY etwa sieht man hier die Erdatmosphäre ausgeprägter und besser.
Hält der Film durchgehend eine gewisse Grundspannung aufrecht? 10
Finale allgemein: 11
Eine Zwei. Die großen finalen Schlachten waren in den 1960ern noch obligatorisch, haben aber auch immer die Tendenz zur Ermüdung. Durch das gigantische Set aber immer noch toll.
Gibt es eine Steigerung des Sensationswertes bis hin zum Finale, das alles andere überschattet? 12
Endkampf Bond - Henchman: 9
Gibt es mit Helga Brandt nicht, dafür mit Hans. Ganz okay, aber nicht herausragend.
Endkampf Bond - Schurke: Findet hier in dem Sinne nicht statt.
Wirkt die Auflösung nach dem Finale befriedigend? 12
Die Szene mit dem auftauchenden U-Boot ist sehr schön.
Ist Bonds ermittlerische Vorgehensweise glaubwürdig und zielführend? 11
Durchaus gut. Sehr clever ist beispielsweise, dass er den Platz von Hendersons Mörder einnimmt und damit direkt zu Osato Chemicals gelangt.
Allgemein
Fleming-Feeling: 8
Ist hier erstmals eher gering ausgeprägt.
Dialoge/Humor: 11
Spannung: 10
Logik/Schlüssigkeit der Story: 4
Wenn der Film in einem Aspekt abstinkt, dann wohl bei diesem. Auch wenn er rechnerisch zu Buche schlagen wird, finde ich ihn aber allgemein überbewertet. Bondfilme dürfen für mich gern surreal und völlig übertrieben sein, solange es gut gemacht ist. Und interessanterweise sind es oft auch gerade diese Dinge, die im popkulturellen Gedächtnis bleiben.
Produktions-Design: 15
Grandios. In Ken Adams Vulkan-Set würde ich mir auch zwei Stunden lang eine Reinigungskraft beim staubsaugen ansehen.
Spezialeffekte: 8
Stunts: 11
Bildgestaltung: 13
Locations
Drehorte: 15
Lokalkolorit: 15
Kombination: 15
Japan, speziell Tokio, das Schloss Himeji und natürlich der Vulkan Shinmoe-dake, den es in der Form leider nicht mehr gibt, sind grandios und zählen zu den ikonischen Drehorten der Reihe.
Musik
Titelsong: 15
Allgemein: 15
Sowohl Titellied als auch Score zählen zu meinen absoluten Favoriten. Spätestens mit dieser Arbeit sicherte sich John Barry einen Platz im Olymp der Filmkomponisten.
Fazit - Gewonnen oder verloren?
Im Großen und Ganzen gleichbleibend. Rechnerisch ergibt sich eine glatte 12 und damit eine 2+. Für eine Eins fehlen hier etwas die schauspielerisch herausragenden Glanzpunkte. Alle Beteiligten wirken eher routiniert. Es sind daher mehr die Schauwerte und die Atmosphäre, die ich sehr schätze und jedes Mal sehr genieße. YOU ONLY LIVE TWICE begründete die Tradition der überschwänglich phantastischen Bondfilme, die - wie das Titellied klar macht - eher der Logik von Träumen folgen. Und wie bei Träumen ist das Absurde und Surreale Teil der Faszination. Das akzeptieren zu können ist sozusagen der Preis des Traumes.
Gefühlt: 12
Errechnet: 12
Also 80 % und eine 2+: Die Leistungen entsprechen den Anforderungen voll.
James Bond will return in
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