Das Erfolgsrezept von Superhelden ist dabei noch deutlich älter als 80 Jahre und wird heimlich auch von zahlreichen anderen Helden benutzt. Auch James Bond ist eigentlich ein Superheld!
1978, aus heutiger Gesicht genau in der Mitte von Supermans achtzigjähriger Geschichte, war SUPERMAN dann auch passenderweise die erste wirklich ernstzunehmende, groß angelegte Superhelden-Comic-Verfilmung. Wegweisend sowohl in Bezug auf die Tricktechnik als auch auf das Marketing. Es war einer der ersten "Amphibienfilme", die gleichzeitig für den Kino- und den Fernsehmarkt gedreht wurden; gleichzeitig entstanden bereits Teile der Fortsetzung, so dass das insgesamt gedrehte Material monumentale 180 Minuten umfasst. Marketing und Tricktechnik sind heute mehr denn je die größten Domänen von Superheldenfilmen. Während CGI Franchises wie Bond eher schadet, kann für Superhelden die Tricktechnik nie gut genug sein. Insofern ist für sie im Gegensatz zu Bond der technische Fortschritt fast automatisch auf ihrer Seite.
Was mittlerweile eher invasive und heuschrecken-kapitalistische Formen angenommen hat, hatte 1978 und in den Fortsetzungen noch jede Menge Charme, Selbstironie und Klasse. Vor allem SUPERMAN I und II sind großartige und auch heute noch sehr gut funktionierende Film-Feuerwerke. Mit den Auftritten von Shane Rimmer als NASA-Techniker oder Clifton James als Sheriff haben sie amüsante Anspielungen an die Bondfilme.
Die allgemeine Faszination von Helden mit übermenschlichen Fähigkeiten, die weit über Pulp Fiction hinausgeht, wird in der heutigen Dramaturgie oft unterschätzt. You can't relate to a superhero, to a superman, sagte Timothy Dalton beispielsweise. But you can identify with a real man who in times of crisis draws forth some extraordinary quality from within himself and triumphs but only after a struggle. Generationen von begeisterten Lesern beweisen das Gegenteil. Man kann sich sehr gut in Supermenschen hineinversetzen! Es ist eine andere Art von Empathie als diejenige, die man für Normalmenschen und Underdogs empfindet, aber sie funktioniert genauso gut!
Original-Comic von Siegel & Schuster aus dem Jahr 1933 |
Die Begeisterung für Helden, die für Normalmenschen unmöglich erscheinende Dinge tun, mag ebenso schlicht sein wie Farben und Stil der Comics, die Namen und Dialoge, aber sie funktioniert immer und überall. Und das oft entgegen den Glaubenssätzen vieler Drehbuch-Gurus. Bonds "So does England" steht ebenso wie Dirty Harrys "Make my day" im Gegensatz zu der modernen Überzeugung, dass der Held zu Beginn unbedingt ein Kätzchen retten sollte, um sympathisch zu wirken.
Bond spiegelt diese Faszination ebenfalls wider, aber eher in subtiler Form. Wenn man bedenkt, dass Figuren wie Bruce Wayne oder Tony Stark, die außer Intelligenz, Willen und Training keine übernatürlichen Eigenschaften mitbringen, nur dank genialer Gadgets zu den Superhelden zählen, dann kann Bond auch ohne weiteres als Superheld bezeichnet werden. Natürlich nur, solange er selbige auch benutzt. Aber auch Bonds Omnipotenz, seine magnetische Wirkung auf praktisch das gesamte andere Geschlecht oder seine Fähigkeit, durch Intelligenz, Witz und Technik selbst den tödlichsten Situationen zu entgehen bedienen das Verlangen des Publikums nach Superhelden. (Und auf einer Meta-Ebene natürlich auch seine ewige Jugend, bedingt durch das Schlüpfen in verschiedene Verkörperungen, die aber alle denselben Charakter bilden. Eigentlich ist es diese filmhistorische Superkraft, die ihn zu einem wahren Superhelden macht.)
Leider gilt all das bei Bondfilmen als negativ und als Haschen nach flüchtigem Erfolg. Dabei sind genau das eigentlich die Mittel, durch die er in einer von 'Cinematic Universes' beherrschten Welt bestehen könnte.
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