Mittwoch, 29. November 2017

Quo Vadis, 007?

Bis auf den Umstand, dass Daniel Craig für den 25. EON-Bondfilm als James Bond zurückkehren wird, und dieser 2019 in die Kinos kommen soll, gibt es bisher nicht viele offiziell bestätigten Neuigkeiten. Produzentin Barbara Broccoli klärte das letztens: “So, to me, that’s the crucial thing… We’ve got our Daniel; we’ve got to find the director. We’re working on the script and we’ll see…" (Express), und fügte hinzu: "Hopefully by the beginning of the year we’ll have more news on all those fronts.”

Einige Meldungen deuten diese Aussage dahingehend, dass es Anfang des neuen Jahres einige große Ankündigungen bezüglich Bond 25 geben wird. Im günstigsten Falle wohl Regisseur, Hinweise zur Handlung oder vielleicht sogar schon ein Titel. Barbara Broccoli machte die Aussage anlässlich der Premiere des von ihr produzierten Thrillers THE RYTHM SECTION. Auf die Frage hin, ob auch 007 mal in Irland im Einsatz sein könnte, sagt sie: “Let’s see, maybe we’ll try and get Bond here at some point. I must say, having experienced it, I would love to come back.”

Welche Neuigkeiten wären hier eigentlich zu erwarten, angesichts der jüngsten Entwicklungen und Gerüchte?






Directed By...

Drei Namen kursieren hier vor allem: Yann Demange (40), ein britischer Regisseur von Musikvideos, Kurzfilmen, Serienepisoden und dem vielbeachteten Spielfilmdebüt '71, das vor dem Hintergrund des Nordirland-Konflikts spielt (womit er der richtige Mann für eine Rückkehr der Crew nach Irland wäre).

Ebenfalls Brite ist David Mackenzie (51), der 2011 mit Eva Green das romantische Drama PERFECT SENSE drehte und in diesem Jahr mit HELL OR HIGH WATER auffiel. Letzterer Film gefiel mir sehr gut, sowohl von der Schauspielführung als auch der Stimmung her, so dass ich ihn durchaus begrüßen würde. Mackenzie schafft es, über die Ausstrahlung seiner Darsteller, über Einstellungen und die Musik (Nick Cave) ein Gefühl von Coolness zu erzeugen - Ein Aspekt, den ich für einen neuen Bondfilm mit Blick auf potentielle neue Fans für sehr wichtig erachte. Chris Pine wirkte für mich sowohl schauspielerisch als auch optisch nie besser als in diesem Film. PERFECT SENSE bewies zudem Mackenzies Talent für Romantik. Zwischen diesen beiden Polen - Coolness und Romantik - bewegt sich ein guter Bondfilm.

Auch der Kanadier Dennis Villeneuve (50) war im Gespräch, soll jedoch bereits aufgrund der Vorbereitung einer Neuverfilmung von DUNE ausfallen. Auch er wäre bei Weitem nicht die schlechteste Wahl gewesen, denkt man an so intelligente und zu Recht gelobte Filme wie ARRIVAL und BLADE RUNNER 2049.

Sam Mendes (52), der die letzten beiden Craig-Bonds SKYFALL und SPECTRE inszenierte, geriet letztens ebenfalls wieder ins Gespräch, da er aus der Disney-Realverfilmung von PINOCCHIO ausstieg und damit zumindest wohl Zeit hätte. Eine Option, die eher wenige Fans zu begeistern scheint. Da sich Daniel Craig einen Abgang "on a high note" wünscht und er als ausführender Produzent für das kreative Debakel von SPECTRE mitverantwortlich ist, wird er eine erneute Verpflichtung von Mendes wohl eher nicht in Betracht ziehen.

Martin Campbell (CASINO ROYALE) und Franchise-Veredler Christopher Nolan bekundeten in Interviews grundsätzlich Interesse an der Bond-Regie, beide allerdings nur mit der Chance, einen neuen Darsteller samt dessen Welt einführen zu können.

Wird S.P.E.C.T.R.E. zurückkehren?

Zumindest Christoph Waltz scheint für Bond 25 nicht zurückzukehren. So sagte er es bei einem kurzen Interview auf dem roten Teppich. (Siehe auch hier.) Es werde einen anderen Namen geben, so sei eben die Tradition.

Darüber kann man natürlich spekulieren. Bedeutet ein neuer Name einen anderen Schauspieler in der Rolle des Blofeld oder einen ganz anderen Gegenspieler, der dann zumindest wie Largo ebenfalls im Dienste von Spectre stehen könnte?

Immerhin war "Ernst Stavro Blofeld" auch nur ein Name, den sich Bonds Stiefbruder Franz Oberhauser selbst gab, basierend auf dem Mädchennamen seiner Mutter. Damit ist "Ernst Stavro Blofeld" im Grunde genommen gar keine so geborene und benannte Person, und es könnte ohne weiteres auch zu einem Codenamen werden, den der jeweilige neue Boss von S.P.E.C.T.R.E. übernimmt. Vielleicht um Gegner zu verwirren. Dieses Namens-Problem zeigt aber bereits deutlich die enormen Schwächen im Konzept des Films.

Nachdem Oberhauer/Blofeld am Ende von SPECTRE entstellend im Gesicht verletzt wurde, könnte er sich einer Gesichtsoperation unterziehen, wie es schon bei DIAMONDS ARE FOREVER eingeführt wurde. Und es wäre sogar im Sinne der Romanvorlagen, denn hier tritt Blofeld in Thunderball stark übergewichtig und mit kurzen Haaren auf, in On Her Majesty's Secret Service ist er optisch sehr verändert, wesentlich schlanker, mit längeren Haaren, syphilis-zerfressener Nase und operierten Ohrläppchen. In You Only Live Twice sieht er wieder stark verändert aus.

Sowohl in den Büchern als auch in den Filmen war Blofeld schon immer ein Chamäleon; insofern wäre es fast schon naheliegend, ihn mit einem anderen Schauspieler zu besetzen und das mit einer Gesichts-OP zu erklären.

Hier könnte ich mir beispielsweise zwei Schauspieler vorstellen: Zum einen Jason Isaacs, der angefangen von THE PATRIOT über Harry Potter bis hin zu Star Trek Discovery und A CURE FOR WELLNESS sein ausgezeichnetes Schurken-Appeal bewiesen hat. Seine Rolle in letzteren Film erinnerte streckenweise sogar an den Blofeld in ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE.

Zum anderen Steve Buscemi, der in Bezug auf Alter und Größe Waltz noch eher entspricht. Buscemi wirkte in der Serie Boardwalk Empire schon entsprechend sinister.

Obwohl man natürlich erst einmal erklären muss, wie Oberhauser/Blofeld aus der Haft entkommen kann, muss ein Ausstieg von Christoph Waltz nicht automatisch das Ende von Blofeld 2.0 bedeuten.

Ist er Ernst-zunehmen?
Möglich ist aber auch, dass Christoph Waltz einfach sein Spiel mit den Medien treibt und seine Aussagen nicht der Wahrheit entsprechen. Immerhin hatte er verlauten lassen, dass er das Internet als eine Pest empfindet, und dass er nicht Blofeld spielen werde. Filmschaffende, die mit voller Absicht in die Kamera lügen, um vermeintlich großartige Überraschungen zu schützen, sind auch bei Bond keine Seltenheit mehr.

Waltz hat immerhin einen Vertrag für zwei weitere Bondfilme und hat bekundet, die Rolle weiter zu spielen, sofern auch Craig dabei bleibt (siehe hier). Allerdings hat er in Interviews auch immer wieder betont, sehr unzufrieden mit seiner Interpretation des Erzschurken zu sein.

Laut einigen Meldungen von Mitte Oktober wünscht sich Daniel Craig zumindest eine Rückkehr von Lucia Sciarra alias Monica Belucci. Da Bond sie in SPECTRE in die sicheren Hände von Felix Leiter übergeben hat, könnte damit auch eine Rückkehr von Jeffrey Wright verbunden sein. Für den finalen Craig-Bond eigentlich ein Muss. Das legt immerhin nahe, dass man die Ereignisse von SPECTRE fortführen will.

So he strikes like Shatterhand...

In Bezug auf die Handlung geistern schon seit längerem Gerüchte um eine Neu-Interpretation des Romans On Her Majesty's Secret Service von 1963, beziehungsweise des Films von 1969 durch das Netz, der 2019 50 Jahre alt wird. Bereits der Trailer zu SPECTRE und auch das Teaserposter zitierten diesen Film eindeutig. Somit wäre es naheliegend, dass SPECTRE als der erste Teil eines an OHMSS angelehnten Konzepts war, das 2019 fortgesetzt werden soll.

Ein heikles Unterfangen, da der 1969er Jahrgang bei vielen Fans und Experten als Meisterwerk gilt. Angesichts der wenig geglückten Neu-Interpretation von "Blofeld" wächst die Skepsis eher. Meiner Ansicht nach müsste man hier 1) sich dramaturgisch wesentlich mehr Mühe geben, und 2) mit den durch die OHMSS-Anspielungen geweckten Erwartungen intelligent spielen, statt einfach dasselbe noch einmal zu erzählen.

Interessanter wäre dagegen eine Anlehnung an den Roman You Only Live Twice, dessen Handlung in der 1967er Verfilmung stark verändert wurde. Auch dahingehend gibt es Gerüchte, die sich auf den angeblichen Bond-25-Arbeitstitel SHATTERHAND beziehen - der Deckname von Blofeld in diesem Roman. Wer bei diesem Namen einen französischen Apachen und einen amerikanischen Deutschen durch die jugoslawische Prärie reiten sieht, liegt gar nicht so falsch - Ian Fleming wurde angeblich tatsächlich von Karl Mays berühmter Figur dazu inspiriert.

Immerhin wurde im Zuge des Shatterhand-Gerüchts als Drehort neben Kroatien - speziell Dubrovnik - und Südfrankreich auch Japan genannt.

Später tauchte auch Norwegen in den Gerüchten auf, wo gerade die neueste Episode von MISSION: IMPOSSIBLE gedreht wurde.






Grundsätzlich würde ich trotz der erheblichen Schwächen von SPECTRE eine Rückkehr von Blofeld und seinem Verbrecherclub begrüßen. Vorausgesetzt natürlich, dass man nicht auf diesem Niveau weitermacht.

Da längerfristige Planung und durchdachte Konzepte leider noch nie eine Spezialität von EON waren, ist die Wahrscheinlichkeit aber auch sehr hoch, dass man nie wieder etwas von Bonds ominösen Stiefbruder hört. Das wäre einerseits verständlich, andererseits aber auch eine kreative Kapitulation, die SPECTRE in der Nachwirkung noch schlechter dastehen lassen würde.

Elon Musks wunderbare Welt der Schwerkraft

Vielleicht ist Craigs Wunsch nach "going out on a high note" aber auch einfach buchstäblich zu verstehen, als Ausstieg in sehr großer Höhe. Laut eines ebenso älteren wie wenig erntszunehmenden Gerüchtes entwickelt Elon Musk ein überdimensionales Raumgefährt für Bond 25. Wird der Film also eher ein MOONRAKER-Revival, der 2019 immerhin 40 wird? Gegensätzlicher können Gerüchte eigentlich kaum sein.

Die wie immer vorhandene Quelle dafür besagt: “Bond needs to keep up with the times and will be looking into Elon Musk’s world – spacecrafts, planes that can fly across the earth in an hour, cars turning into submarines. That’s what we need to include now."

Bereits in der neuen Star-Trek-Serie Discovery wurde Elon Musk in einem Atemzug mit den Gebrüdern Wright und Zefram Cochrane, dem Erfinder des Warp-Antriebs, genannt. Musks Pläne, die Gehirne von Menschen über moderne Technik telepathisch zu verbinden, würden allerdings auch sehr gut zu einem megolamanischen Bondschurken passen.

In einer Meldung (die ich als Quelle leider nicht mehr finde) hieß es, dass Craig gerne einen ähnlich überraschenden und anspruchsvollen Abschied von der Figur nehmen würde wie Hugh Jackman von Wolverine im 2017er LOGAN. Ein sehr rauer und pessimistischer Film, der als Bond-Version noch mal einen ganzen Zacken düsterer als SKYFALL wäre. 

Ganz ehrlich? Da wäre mir Bond zurück im Weltall doch lieber.

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