Howard Hughes, 1940 (Library of Congress) |
Laut dem Making-of von DIAMONDS ARE FOREVER (Diamantenfieber) träumte Albert 'Cubby' Broccoli eines Tages, dass er sich im Las-Vegas-Penthouse seines Freundes Howard Hughes befand, und Hughes mit dem Rücken zu ihm stand. Cubby rief ihn "Sam", wie seine Freunde ihn nannten, doch als er sich umdrehte, war es nicht Hughes.
In das Drehbuch des Bondfilms floss die Idee in der Form ein, dass Weltverbrecher Blofeld den Milliardär Willard Whyte kidnappt und gefangen hält, um mit Hilfe des Whyte-Imperiums einen Killersatelliten zu bauen und im Orbit zu stationieren. In einer Schlüsselszene des Film bricht Bond in ein Penthouse in Las Vegas ein und trifft dort auf seinen Widersacher Blofeld.
Howard Hughes kaufte in den Sechziger Jahren das Hotel Desert Inn in Las Vegas und bewohnte die beiden obersten Etagen. Aufgrund immer stärker werdender Verhaltensstörungen verließ er sie praktisch nie, was diversen Verschwörungstheorien natürlich Vorschub leistete. In der erwähnten Gemstone File wird behauptet, dass Hughes einem Erfinder namens Bruce Roberts ein Verfahren zur Herstellung synthetischer Rubine stahl. (Interessanterweise wurde der erste Laser durch einen Rubin erzeugt, und nicht wie Autor Richard Maibaum glaubte durch einen Diamanten.)
Die Rolle des mysteriösen Drahtziehers übernimmt in der Gemstone-Verschwörungstheorie, die erstmals 1975 auftauchte, der griechische Reeder Aristotle Onassis, der natürlich auch hinter der Ermordung von John F. Kennedy stecken soll. (Dass er danach dessen Witwe heiratet wirkt in dem Zusammenhang noch perfider.) Laut dem Verschwörungsforscher John Judge basierte Ian Fleming seinen Überschurken Blofeld tatsächlich auf den umstrittenen Griechen. Immerhin hat Blofeld in den Büchern griechisches Blut. (Zumindest der zwielichtige Aristotle Kristatos in der Kurzgeschichte Risico basiert eindeutig auf Onassis, den Fleming persönlich kennenlernte, als er für einen Film über die Monte-Carlo-Casinos recherchierte. Und nachdem man Blofeld für den 1977er THE SPY WHO LOVED ME nicht verwenden konnte, schuf man mit Stromberg direkt einen milliardenschweren Reeder, der auf einer Privatinsel wohnt, ähnlich wie Onassis' Skorpios.)
Wie viel davon der Wahrheit entspricht, darüber kann man wie bei den meisten Verschwörungstheorien nur spekulieren. Immerhin war die Beziehung zwischen Hughes und Richard Nixon ein Mit-Auslöser der Watergate-Affäre. Auf die Verstrickungen der Politik wird auch in DIAMONDS ARE FOREVER entfernt angespielt, denn das Hotel, in dem Blofeld heimlich die Fäden zieht, heißt The Whyte House - Das Weiße Haus.
Moongolfer: Sean Connery am Mondset |
Gedreht wurde auf dem Mondset in Pinewood übrigens genau zwei Jahre nach der Mondbetretung durch Neil Armstrong, am 20. Juli 1971. (Mehr dazu hier.) Das Beispiel zeigt auf jeden Fall, wie ähnlich sich Verschwörungs- und Filmideen manchmal sind. Nur mit dem Unterschied, dass sich Filme zum Glück nicht so extrem ernst nehmen.
Dargestellt wurde Willard Whyte von Jimmy Dean, der in der Realität in Hughes' Hotel Desert Inn angestellt war. Seine Rolle hatte also ein nicht geringes Karriere-Risiko. Tatsächlich schickte man Hughes das Drehbuch und Kopien aller bisheriger Bondfilme und erhielt seinen Segen für die Dreharbeiten. Er ermöglichte unter anderem auch die aufwändigen Dreharbeiten in diversen Hotels, Casinos und auf dem Las Vegas Strip.
Logos der Hughes Tool Company, der Whyte Company und Graves Diamonds (letzteres von einem Fan-Plakat) |
Der Jubiläumsbond DIE ANOTHER DAY von 2002 recycelt in vielen Aspekten Elemente von DIAMONDS ARE FOREVER. So geht es beispielsweise ebenfalls um einen Satelliten, der durch Licht Zerstörungen anrichtet, und der Gegenspieler schmuggelt Diamanten. Und ebenso wie Blofeld benutzt er die Identität eines Milliardärs als Tarnung. Während Blofeld nur die Stimme von Whyte imitiert, streift Colonel Tan-Sun Moon in DIE ANOTHER DAY den Anderen gleich als komplette Person über. (Über das Schicksal des entsprechenden Stammzellen-Lieferanten wird im Film allerdings nichts gesagt.)
Wie Willard Whyte erinnert der Name Gustav Graves an Howard Hughes. Hughes war ein Geschwindigkeitsfanatiker und stellte diverse Rekorde auf. Auch Graves ist mit seinem Eis-Dragster auf Rekordjagd. Hughes baute mit der Hughes H-4, der sogenannten 'Spruce Goose', das bis dato größte Flugzeug der Welt. Graves fliegt mit einer Antonov An-225, die gegenwärtig das größte Flugzeug der Welt ist.
Während Willard Whyte allerdings einer der sehr wenigen sympathischen Milliardäre in den Bondfilmen ist, zeigt sich bei Graves wieder einmal die grundsätzliche Skepsis gegenüber der typischen Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Story, die schon seit Flemings Moonraker eine große Rolle spielt.
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* Zum Beispiel ein Interview im Dossier NullNullSieben des Bondklub Deutschland (BKD) von 2004: "Während der Arbeit an Diamonds war ich zu Tode gelangweilt von der TV-Hysterie, die im Zusammenhang mit den Mond-Landungen entbrannte. Tag für Tag sah man endlose Animationen der Flug- und Landemanöver im Fernsehen. Dies ging mir so auf die Nerven, dass ich eines Tages ins Büro kam und zu Tom (Mankiewicz, Co-Autor des Drehbuches) meinte, dass wir jetzt wohl auch Bond auf den Mond bringen müssten. Von dieser Idee blieb die Moon-Buggy-Sequenz übrig."
Rechte an den Bildern und Logos aus den entsprechenden Bondfilmen: © Danjaq / MGM 1971, 2002
Hier gibt es noch mehr crazy Verschwörungs-Stuff:
AntwortenLöschenhttps://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=Yn0XW_AbBfs
Die berühmte Phidean-Verfolgungsjagd wurde demnach aus dem Film geschnitten und nie veröffentlicht, weil die anschließende Verschleierungsaktion des MI6 - Phideans Tod wird durch eine gefakte Zugentgleisung mit 9 Toten samt entsprechenden Medienberichten getarnt - der Realität zu nahe kam.
Gleiches gilt für Bond Konfrontation mit Royal-Family- und Quantum-Mitglied Guy Haines in QOS. Ja nee, is klar... :D