Dienstag, 8. April 2014

DVD-Tipp: FLEMING

Im Januar strahlte BBC Amerika die vierteilige Serie FLEMING über den Schriftsteller und Schöpfer der Bondromane Ian Lancaster Fleming aus. Mittlerweile ist die Miniserie auch als UK-Import-DVD erhältlich. Im Zentrum der Handlung stehen dabei Flemings Einsatz im Zweiten Weltkrieg sowie seine Beziehung zu der verheirateten Ann O'Neill.






Episode 1 zeigt Ian Fleming (Dominic Cooper) im Jahr 1938. Fleming steht im Schatten seines heldenhaft im Ersten Weltkrieg gefallenen Vaters und seines als Reiseschriftsteller erfolgreichen Bruders Peter (Rupert Evans). Seine dominante Mutter Evelyn (fies: Lesley Manville) drängt Ian dazu, dem Familiennamen Ehre zu machen, doch der trinkt, hat lose Frauenaffären und ist der schlechteste Börsenmakler Londons. Dann verliebt er sich auch noch in die attraktive Ann (Lara Pulver), die mit dem Zeitungsmagnaten Esmond Rothermere verheiratet ist. (Eine Geschichte, die etwas an Bonds Affäre mit Paris von TOMORROW NEVER DIES erinnert.)

Doch dann bricht der Zweite Weltkrieg aus, und Fleming scheint seine Chance, etwas aus seinem Leben zu machen, zu bekommen. Die drei folgenden Episoden drehen sich dann um Flemings Tätigkeit als Assistent von Admiral John Henry Godfrey (Samuel West), der ihn später zur Figur des M. inspirierte. Second Officer Monday (Anna Chancellor) ist dagegen eine fiktive Figur, die auf Flemings Sekretärin basiert.

Fleming wird Commander der Royal Airforce, trainiert im berühmten Camp X in den Vereinigten Staaten und wird beauftragt, ein Memorandum für die Gründung der späteren CIA zu verfassen. Letzteres ist historisch belegt, Flemings Aufenthalt in Camp X dagegen nicht. Er trainiert eine Spezialeinheit, die 30 Assault Unit, die Fleming seine 'Red Indians' nennt. Aber es wird ihm verwehrt, sie im Einsatz zu begleiten.

In Episode 4 bekommt Fleming dann endlich die Gelegenheit, mehr zu sein als ein 'chocolate sailer', und sichert fast im Alleingang Nukleargeheimnisse vor den Russen. Der Tod von Lord Rothermere stellt Fleming vor die Frage, ob seine Beziehung zu Ann mehr ist als eine Liebelei.

Jede Folge beginnt mit dem Fleming-Zitat "Everything I write has a precedent in truth". Was am Ende dann allerdings kontrastiert wird mit dem Hinweis, dass einige Figuren und Ereignisse für den dramatischen Effekt überspitzt wurden. Dazu zählt auch die Mission in Deutschland. Das ist auch einer meiner beiden großen Kritikpunkte.

Alle bisherigen Verfilmungen von Flemings Leben verfolgen den Ansatz, den Thrillerautoren möglichst "bondig" darzustellen. Aber Fleming schuf eine Art Übermensch - ein Monster, wie er selbst sagte - mit dem sogar er selbst nicht mithalten kann. Er war nun einmal größtenteils Schreibtischtäter im Krieg. So ist auch Fleming insgesamt sehr spannend und unterhaltend, hat aber auch stets den Beigeschmack von Fiktion. Und die steht leider immer im Schatten von Flemings übergroßer Schöpfung. (Diese Ironie wäre eigentlich mal ein viel besserer Aufhänger für ein Biopic.)

Direkt damit zusammen hängt der zweite große Kritikpunkt: Dominic Cooper, der in der Rolle durchaus gut und charmant ist, aber nun leider einmal absolut null Ähnlichkeit mit Ian Fleming hat. (Ich bin eh der Meinung, dass Ähnlichkeit unter- und Schauspieltalent überbewertet wird.) Fleming war groß, schlaksig und strahlte eine gewisse britisch-snobistische Arroganz aus, die Cooper - obwohl sicher kein unattraktiver Mann - völlig abgeht.

Wenn man das Bild, das man von Fleming hat, ausblenden kann, macht Cooper seine Sache aber sehr gut. Er spricht sogar ein paar Dialoge auf deutsch, und das besser als Pierce Brosnan in TOMORROW NEVER DIES. Auch Lara Pulver, die bereits als Irene Adler Sherlock faszinierte, überzeugt als unausgefüllte Millionärsgattin. Viele Aspekte in Flemings Leben sind gelungen eingeflochten. Auch seine Junggesellwohnung in London ist liebevoll und detailiert nachempfunden. Obwohl größtenteils in Großbritannien gedreht, wirken die Schauplätze und Actionszenen insgesamt abwechslungsreich und oppulent. Und es gibt viele gelungene Gags und augenzwinkernde Hommagen an die Bondfilme. Nicht nur für Bondfans eine spannende und sehenswerte Produktion.


  • Darsteller: Dominic Cooper, Lara Pulver, Samuel West, Anna Chancellor, Annabelle Wallis
  • Regisseur(e): Mat Whitecross
  • Autoren: John Brownlow, Don Macpherson
  • Produzenten: Sarah Curtis
  • Format: Import
  • Sprache: Englisch
  • Region: Region 2
  • Bildseitenformat: 16:9 - 1.78:1
  • Anzahl Disks: 1
  • Spieldauer: 177 Minuten

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen