Freitag, 1. November 2013

Ein Teleskop wird 50

courtesy of the NAIC - Arecibo Observatory, a facility of the NSF
Das Radioteleskop in Arecibo, Puerto Rico, ist eines der absoluten Highlights unter den Drehorten im 1995er Bond-Revival GOLDENEYE. Als wissenschaftlich interessierter Jugendlicher und eifriger P.M.-Magazin-Leser kannte ich diesen Hort astronomischer Forschung bereits, und war dann um so begeisterter, als er zum Schauplatz des siebzehnten Bondabenteuers auserkoren wurde. Auch heute noch ist das für mich eine der interessantesten Bondlocations überhaupt, und ein Musterbeispiel für die Einbindung realer Örtlichkeiten in ein phantastisches Szenario, samt entsprechender Trickaufnahmen. In diesen Tagen feiert das Observatorium, das immer noch eine zentrale Rolle in der Erforschung des Universums einnimmt, sein halb-hundertjähriges Bestehen. Die Geschichte eines Ortes, an dem sich nüchtern-akribische Faktensuche und visionär-vorauseilende Phantasie stets gegenseitig beflügelten:



courtesy of the NAIC - Arecibo Observatory, a facility of the NSF
Die Anlage basiert auf einer Idee von Professor William E. Gordon und war ursprünglich für die Erforschung der Ionosphäre konzipiert. Im Sommer 1960 begannen die Bauarbeiten, drei Jahre später ging das Arecibo Ionospheric Observatory (AIC) unter Gordons Leitung in Betrieb. Offizielle Einweihungsfeier war am 1. November 1963. Die Gegend auf Puerto Rico bot sich für die Anlage an, da sie zum einen nahe des Äquators liegt und die großflächigen Vertiefungen im Kalkstein sich für den 305-Meter-Radarreflektor anboten.

courtesy of the NAIC - Arecibo Observatory, a facility of the NSF
Im Oktober 1969 übernahm die National Science Foundation die Einrichtung vom Verteidigungsministerium und machte daraus das National Astronomy and Ionosphere Center NAIC. 1974 installierte man eine verbesserte Reflektorschicht zusammen mit einem Hochfrequenz-Radartransmitter. 1997 erfolgte dann der bisher letzte Anbau: Ein Schirm schützt das Perimeter nun vor Erdstrahlung, und in einem sogenannten Gregorianischen Dom befinden sich ein sekundärer und tertiärer Reflektor. Dieser Dom hat das aus GOLDENEYE allgemein bekannte Aussehen der Antenne noch einmal stark verändert.

Heute arbeiten dort rund 140 Personen, davon 16 Wissenschaftler. Seit 2006 steht die Weiterexistenz des Radioteleskops wegen Budgetkürzungen auf der Kippe (siehe hier). Da die Einrichtung auch eine große Rolle bei der Entdeckung von Asteroiden spielt, die der Erde zu nahe kommen könnten, kann man auf einen Weiterbetrieb nur hoffen.

courtesy of the NAIC - Arecibo Observatory, a facility of the NSF
Die futuristisch wirkende Konstruktion hat seit ihrer Erbauung immer wieder die Phantasie von Filmemachern beflügelt, nicht zuletzt durch ihre Beteiligung an der Suche nach außerirdischer Intelligenz, SETI. Da der Reflektor auch als Sender benutzt werden kann, wurde hier am 16. November 1974 die sogenannte Arecibo-Botschaft in die Weltenräume gesendet. Sie enthält Informationen über Mathematik, die Struktur der menschlichen DNS, der Erde und die Sendeanlage selbst.

Einen seiner ersten Filmauftritte hatte das Arecibo-Teleskop interessanterweise in einer deutschen Produktion. Der visionäre Autor und Regisseur Rainer Erler, der in diesem Jahr weitgehend unbemerkt 70 wurde, drehte 1970 den Film DIE DELEGATION. Jahrzehnte vor BLAIR WITCH PROJECT und Co. nutzte er die Form von vorgeblich echten Filmaufnahmen verschollener Personen. Der Film dreht sich um einen Fernsehjournalisten, der der Suche nach außerirdischer Existenz nachgeht, echte Beweise findet und nach Distanzierung des Senders auf eigene Faust weiterrecherchiert. Die im Stil eines Dokumentarfilms gehaltene Produktion löste bei ihrer Fernsehausstrahlung dann tatsächlich eine Welle erschrockener Zuschaueranrufe beim Sender aus.

courtesy of the NAIC - Arecibo Observatory, a facility of the NSF
Seinen ganz großen Auftritt hatte das Teleskop dann natürlich 1995 in GOLDENEYE. Die filmische Nutzung der Anlage zur geheimen Satellitensteuerung erscheint angesichts seiner Geschichte - ursprünglich betrieben vom Verteidigungsministerium in den Sechzigern - und seiner technischen Möglichkeiten durchaus glaubwürdig. Abgesehen natürlich von dem unnatürlich schnellen Wasserabpumpen. Zudem befinden sich die Steueranlagen nicht unter dem Reflektor, sondern in Gebäuden daneben, die im Film geschickt ausgeblendet wurden.

1997 war es auch ein Schauplatz in Robert Zemeckis' CONTACT. Der Film basiert auf dem Roman von Carl Sagan, der die Arecibo-Botschaft seinerzeit testete. Die Botschaft spielt auch eine zentrale Rolle im Science-Fiction-Horrorfilm SPECIES von 1995. Dort haben ebenfalls Aliens die Signale empfangen, zeigen jedoch im Gegensatz zu CONTACT nicht ganz so wohlwollende Absichten.

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