Donnerstag, 5. September 2013

Burning down the House

White House Down
USA 2013
Regie: Roland Emmerich
Darsteller: Channing Tatum, Jamie Foxx, Maggie Gyllenhaal

WHITE HOUSE DOWN zählt in diesem Sommer zu den Blockbustern, die zumindest an den US-Kinokassen hinter den Erwartungen zurückblieben und einige Zeitungen veranlassten, von einem 'Summer of Doom' zu sprechen. (Siehe Beitrag etwas weiter unten: Zwischen Formelhaftigkeit und Reizüberflutung) Dabei bietet der Film geballte Action für die Jungs und für die Mädels Tänzer, Model und 'sexiest man alive' Channing Tatum im John-Mc-Clane-Gedächtnisfeinripp. Liegt es an einer allgemeinen Zerstörungsmüdigkeit, oder in diesem Fall doch eher am Film selbst?



Was dem Actionthriller einiges an Zuschauerzahlen abgegraben haben könnte, ist auch das Zwillingsfilm-Phänomen. Immer wieder kommen Autoren und Produzenten relativ zeitgleich auf sehr ähnliche Konzepte. Letztes Jahr duellierten sich die Schneewittchen (siehe hier), dieses Jahr ist das Weiße Haus Ziel von Terroreinheiten. Vor einigen Wochen startete auch OLYMPUS HAS FALLEN mit Gerard Butler und Rick Yune. Dort waren es Nordkoreaner (was Kim Jong-un in seinem Heimkino sicher geschmeichelt hat), hier sind es ein frustrierter Amerikaner und ein böser Deutscher. Ob das tatsächlich klug von den Machern ist, wie einige Kritiken dem Film attestierten, oder einfach nur pragmatisch, darüber kann man sicher streiten. So bleibt man korrekt und tut auf dem internationalen Markt niemandem weh, zumal die Terroristen hier noch klischeehaftere Pappenheimer sind als beispielsweise die in TRUE LIES.

Aber mit einer gewissen Portion Naivität und Patriotismus sollte man in einem derartigen Film wohl rechnen, und immerhin wird das Ganze auch mit einem Schuß Ironie und Humor präsentiert. Emmerichs US-Präsident ist hier ähnlich wie schon in INDEPENDENCE DAY eher eine Art Wunschbild, einer der tatkräftig anpackt - wenn es sein muss auch mal in Turnschuhen, dem 'Industriellen Komplex' die Stirn bieten kann und auch am Ende seiner Amtszeit noch einen Friedensnobelpreis wert ist. Die Anleihen an DIE HARD und diverse Buddiemovies werden dabei ironisch kommentiert. Amüsant sind auch die Seitenhiebe auf die Entwicklung der modernen Technik. So kommunizieren die Verschwörer beispielsweise mit Pagern von gaaanz früher. (Dass der Begriff Blog schon wieder veraltet sein soll wusste ich dagegen auch noch nicht. Wie nenn ich denn das Ding hier jetzt?)

Mit Channing Tatum hat Emmerich ähnlich wie 1996 mit Will Smith einen aufstrebenden Star gefunden. Wie fast alle Emmerich-Helden ist er ein Vater, der um die Anerkennung seiner Kinder kämpft. In der Rolle der Tochter glänzt die 14jährige Joey King, die ihre Sache wirklich gut macht. Durch ihren Charakter, der manchmal an eine reale Lisa Simpson erinnert, vermittelt Emmerich dem Zuschauer nebenbei ein paar Fakten zum Weißen Haus. Jamie Foxx, den zuletzt Quentin Tarantino als Django von der Kette ließ, gibt einen menschlich glaubwürdigen Präsidenten. Maggie Gyllenhaal und James Woods runden das Ensemble ab.

Und so ist WHITE HOUSE DOWN unter dem Strich handwerklich überzeugendes und durchaus Spaß machendes Actionkino, dem man einen gewissen Erfolg schon gönnt. Nicht weniger, aber leider auch nicht mehr. Nach ANONYMOUS, der mir persönlich ausgesprochen gut gefallen hat, entwickelt sich Emmerich hier in keine Richtung wirklich weiter.

Offizielle Webseite zum Film

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