The Place Beyond The Pines
USA 2012
Regie: Derek Cianfrence
Darsteller: Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes
Wer hat sich nicht irgendwann mal gefragt, wie stark man nach seinen Eltern, speziell seinem Vater, kommt? Ob man letztendlich dazu verdammt ist, dessen Fehler, wie offensichtlich sie einem auch erscheinen mögen und wie sehr man sie vermeiden wollte, im eigenen Leben zu wiederholen? Derek Cianfrence' Film THE PLACE BEYOND THE PINES geht diesen zutiefst menschlichen Fragen anhand zweier eher unterschiedlicher Männer nach, dargestellt von Ryan Gosling und Bradley Cooper.
Gosling spielt den zwischen Sehnsucht und Aggression schwankenden Motorradstuntfahrer Luke, der seinen Lebensunterhalt auf einem herumziehenden Jahrmarkt verdient. Nachdem er erfahren hat, dass der Sohn seiner früheren Geliebten Romina (Eva Mendes) von ihm ist, will er das rastlose Leben aufgeben und für seine Familie da sein. Vor allem auch, weil er in seiner eigenen Kindheit erfuhr, wie es ist ohne den Vater aufzuwachsen. Doch die Gelegenheitsjobs werfen natürlich nicht genug ab, um eine ernsthafte Konkurrenz für Rominas neuen Partner zu sein. Und so entschließt er sich eines Tages, sein Talent als Stuntfahrer für Banküberfälle zu nutzen. Eine Entscheidung, die gravierende Folgen für sein Leben und das anderer haben wird.
Dem gegenüber steht der junge Streifenpolizist Avery Cross (Bradley Cooper), der ebenfalls sozusagen vom Bösen in Versuchung geführt wird, auf den ersten Blick aber bessere Entscheidungen trifft als Luke. Bradley Cooper wirkt hier ungewohnt seriös und ernst. Neben Gosling und Cooper beeindrucken auch Eva Mendes, Rose Byrne (die übrigens für die Rolle der Vesper in CASINO ROYALE in der engeren Wahl war, um mal den obligatorischen Bogen zu Bond zu spannen) und der bedrohlich-charismatische Ray Liotta, einer meiner Lieblingsschauspieler.
Auf den ersten Blick erinnert die Geschichte an DRIVE, in dem Gosling ebenfalls einen auf Abwege geratenen wortkargen Stuntman verkörpert. Auch die Melancholie der Bilder weckt diese Assoziation. Doch sein Charakter ist hier ambivalenter. Überhaupt geht der Film eher experimentell mit seinen Hauptfiguren um, und folgt ihren Handlungen und deren Konsequenzen, ohne sie zu werten. Keine der Figuren ist klar in sympathisch und unsympathisch getrennt, man kann mit jeder mitfühlen. Auch der neue Liebhaber und Konkurrent des Protagonisten - ein Charakter, der in den meisten Filmen quasi zum Abschuss freigegeben ist - hat hier seine Szenen.
Und der Film nimmt einige überraschende Wendungen, die ich hier nicht verraten möchte. Wer einen stylishen Cop-jagt-Bankräuber-Thriller erwartet, wird das eine oder andere Mal verwundert sein. Oder auch enttäuscht? THE PLACE BEYOND THE PINES ist einer dieser Filme, bei denen ich nicht mit einer klaren Gut-Schlecht-Wertung aus dem Kino kam. Einiges muss man erst "sacken lassen", doch der Film wirkt für mich positiv nach. Ich bin kein Fan von Noten und Sternchen, doch ich würde dem Film ein klares Prädikat 'Sehr sehenswert' geben.
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