Samstag, 13. April 2013

Bond wird 60!

Heute vor 60 Jahren, am 13. April 1953, erschien Ian Flemings erster Roman Casino Royale bei Verleger Jonathan Cape in Großbritannien. Die Idee dafür hatte Fleming jedoch bereits fast zehn Jahre zuvor. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, während dem Fleming als Assistent des Marine-Geheimdienstchefs John Godfrey tätig war, unterhielt er sich mit einem Freund über Pläne für die Nachkriegszeit. Fleming erklärte, er wolle die ultimative Spionagegeschichte schreiben - 'I am going to write the spy story to end all spy stories'. Warum dauerte es so lange, bis er sein Vorhaben in die Tat umsetzte?



Vielleicht war erst mit der beginnenden Aufrüstung der beiden Supermächte des Kalten Krieges und der Koreakrise der ideale Hintergrund für diese Spionagegeschichte da. Vielleicht hatte Fleming aber auch Selbstzweifel. Sein älterer Bruder Peter war bereits als Reiseschriftsteller weltbekannt und von Kritikern gelobt, zudem hatte Fleming selbst hohe Ansprüche und verehrte Thomas Mann und William Somerset Maugham. Die Melancholie und innere Anspannung vor seiner bevorstehenden Hochzeit gab schließlich jedoch den Anlass, und Fleming schrieb seine ultimative Spionagegeschichte innerhalb von nur zwei Monaten in seinem Winterhaus Goldeneye auf Jamaika. Obwohl Fleming damit eine der erfolgreichsten Figuren des zwanzigsten Jahrhunderts schuf, war der Erfolg anfangs eher überschaubar. Die intellektuellen Kreise um seine Frau, Lady Rothermere, rümpften eher die Nase über das Buch, weshalb sie auch eine Widmung ablehnte. Das änderte sich auch nicht, als sich der große Erfolg einstellte, sogar Präsident Kennedy einen Bondroman als Lieblingsbuch angab und die Romane verfilmt wurden.


Nach dem riesigen Erfolg des Films GOLDFINGER, den Fleming nicht mehr miterlebte, überschattete der Filmbond schnell den literarischen. Das hat eine gewisse Ironie: Seine Schöpfung hat Fleming nicht nur gesundheitlich ruiniert, indem er ihr nacheiferte, sondern schließlich auch bei weitem überragt. Vor allem in Deutschland fristen die Originalromane eher ein Schattendasein, was sicher der armseligen Vermarktung der Bücher über Jahre hinweg geschuldet ist. Während das fünfzigjährige Jubiläum des Filmbonds im letzten Jahr zahlreiche Artikel und Buchneuerscheinungen hervorbrachte, findet das sechzigjährige Bestehen des Originals in deutschsprachigen Zeitungen oder Buchhandlungen überhaupt nicht statt, und das, obwohl optisch sehr ansprechende und originalgetreu übertragene Neuausgaben vorliegen.


Wie ging es mit dem Buchbond weiter? Nach Flemings letztem Roman The Man With The Golden Gun beauftragte Glidrose Productions den südafrikanischen Autoren Geoffrey Jenkins mit dem Roman Per Fine Ounce, der fertiggestellt, jedoch nie veröffentlicht wurde. 1968 veröffentlichte Kingsley Amis dann unter dem Pseudonym Robert Markham den James-Bond-Roman Colonel Sun. Dann wurde es für fast ein Jahrzehnt ruhig um ihn, bis Drehbuchautor Christopher Wood daran ging, aus seiner Vorlage für THE SPY WHO LOVED ME einen Roman zum Film zu schreiben. Wood beschrieb darin allerdings nicht den ironischen dunkelblonden Roger-Moore-Bond, sondern den flemingschen, mit Narbe im Gesicht und kommaförmiger Haarsträhne in der Stirn. Der literarische Urbond in der überlebensgroßen Welt der Endsiebziger-Filme war eine reizvolle Kombination, auch wenn Bond hier bereits fast 60 sein müsste. (Dementsprechend schreibt Wood auch: "Wenn er nicht lächelte, sah er alt und grausam aus, die Augen waren hart wie Stein.") Wood lieferte auch noch eine Novelisierung des Nachfolgers MOONRAKER ab, die im Gegensatz zum Film auch etwas härter und weniger cartoonhaft wirkt.
 
Nach den Wood-Büchern kam man auch bei Ian Fleming Publications auf die Idee, den literarischen Bond in die Gegenwart zu holen und beauftragte den Amerikaner John Gardner, der bereits eine eigene Serie um den Spion Boysie Oakes etabliert und Romane um den Sherlock-Holmes-Gegenspieler Moriarty verfasst hatte. Alterstechnisch wurde das dann allerdings langsam unglaubwürdig, und auch einige andere Neuerungen Gardners sind eher fragwürdig. Gardner verfasste 13 Bondromane inklusive Novelisierungen der Filme LICENCE TO KILL und GOLDENEYE (mit ebenfalls eher fragwürdiger Glaubwürdigkeit; in Licence To Kill wird Leiter beispielsweise zum zweiten Mal von einem Hai verstümmelt). Von 1996 bis 2002 versuchte sich der US-Autor Raymond Benson an Bond, mit acht Romanen und drei Kurzgeschichten. Neben einer eigenen Reihe um Bond als Teenager von Charlie Higgson erschien 2008 mit Devil May Care ein weiterer Roman mit dem Flemigschen Urbond von Sebastian Faulks, der Ende der 1960er Jahre angesiedelt ist.

Im Oktober dieses Jahres folgt schließlich ein neuer Roman, der Flemings Bond Ende der Sechziger Jahre weiterführt, geschrieben vom schottischen Schriftsteller und Drehbuchautoren William Boyd. Der Titel des Romans wird am kommenden Montag bekanntgegeben. (siehe The Book Bond) Auch in den Büchern hat sich Bond als unsterblich erwiesen...

Sixty years of James Bond's Casino Royale - in pictures

The birth of James Bond


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