Montag, 25. Februar 2013

Ein Jahrhundertschauspieler

Vor hundert Jahren kam Karl Gerhart "Gert" Fröbe in der Nähe von Zwickau zur Welt. Mit seiner Darstellung des Millionärs und Goldschmugglers Auric Goldfinger im gleichnamigen Film von 1964 erlangte der schwergewichtige Sachse internationale Berühmtheit. Goldfinger gilt bis heute als der Bondschurke schlechthin. Dabei lehnte Fröbe die Rolle des überdimensionalen Gangsters ursprünglich ab, wie er in seiner Autobiographie schrieb.



Zuerst war Orson Welles für den Titelpart vorgesehen, der jedoch eine zu hohe Gage forderte. (Allerdings spielte Welles später Le Chiffre in der Bondpersiflage CASINO ROYALE von 1967) Albert "Cubby" Broccoli erinnerte sich daraufhin an Fröbe, den er Jahre zuvor in ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG als Kindermörder Schrott sah. Doch auf Fröbe wirkte das Rollenangebot wenig attraktiv. Die Produzenten führten ihm daraufhin in London die ersten beiden Bondfilme vor, die Fröbe wegen ihrer Mord- und Folterszenen entsetzten.

Überzeugt wurde er schließlich durch seine Frau Beate: "Begreifst du denn nicht, dass kein Mensch diese Stories ernst nimmt? Das sind Märchen für Erwachsene." Als man sich nicht über die Gage einigen kann, meint Fröbe, dass man ihm doch einfach mit 5 Prozent am Film beteiligen solle, was bei Broccoli und Saltzman Gelächter auslöste. Zu den Dreharbeiten schrieb er in seiner Biographie "Auf ein Neues, sagte er..." (ein Zitat aus dem Film BERLINER BALLADE, in dem Fröbe den berühmt gewordenen Otto Normalverbraucher verkörpert): "Nicht nur der Regisseur Guy Hamilton, alle - von den Kollegen über das Kamerateam bis zu den Arbeitern - gaben einander das Gefühl gegenseitiger Hilfsbereitschaft."
 
Gert Fröbe sollte seine Meinungsänderung nicht bereuen. Der Daily Express bezeichnete ihn als "Jedermanns Lieblingsschurke", der Daily Mirror schrieb: "Er ist der einzige Deutsche, der in der Lage ist, England zu erobern." Er selbst schreibt dazu: "Ich habe versucht, in einer unglaubwürdigen Handlung, die in einer nicht realen Welt spielt, einen Menschen zu zeichnen, der sehr viele negative Eigenschaften hat, von denen aber jeder jede einzelne bei irgend jemandem, vielleicht sogar bei sich selbst, schon einmal entdeckt hat."

Später spielte der sympathische Charakterdarsteller auch in der Verfilmung von Ian Flemings Kinderbuch CHITTY CHITTY BANG BANG mit. Darüber hinaus war er ein begnadeter Rezitator und interpretierte auf Tourneen unter anderem Morgenstern, Ringelnatz und Kästner in seiner einmaligen Art. Mit "Jedermanns Lieblingsschurke" und "Gert Fröbe - Vom Stehgeiger zum Goldfinger" gibt es zwei neue Bücher über Gert Fröbe. Mitte dieses Jahres erscheint außerdem eine umfangreiche Biographie mit dem Titel "Fröbe" von Markus Grieb und Stefan Lüsse.

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